Startseite Deutschland Spartrend bremst Handel, entlastet Klima

Spartrend bremst Handel, entlastet Klima

Empty shopping cart
Shutterstock

Während das Jahresende traditionell als wichtigste Verkaufsperiode gilt, zeigt sich die Kundschaft in Deutschland ungewöhnlich vorsichtig. Doch hinter der gedämpften Konsumbereitschaft lassen sich Entwicklungen erkennen, die der Umwelt langfristig zugutekommen könnten.

Gerade lesen andere

Zuletzt meldete das Statistische Bundesamt ein Reallohnplus von 2,7 Prozent für das dritte Quartal. Trotz dieser Entlastung erhöhen viele Haushalte ihre Ausgaben nicht. Beobachter verweisen darauf, dass steigende Einkommen bislang keinen spürbaren Effekt auf das Einkaufsverhalten haben.

Nach Angaben des Handelsverbandes Deutschland (HDE) zeigt sich die Bevölkerung weiterhin zurückhaltend. Der Verband veröffentlichte einen Index, der seit Jahresbeginn keinen derart niedrigen Wert erreicht hatte. Die Stimmung bleibe gedrückt, obwohl die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sich in Teilen verbessert hätten.

Handelsexperte Jörg Funder erklärte gegenüber der ARD: „Die Sparrate ist nach wie vor hoch und die Anschaffungsneigung gering.“ Er ergänzte, viele Menschen erwarteten unsichere Zeiten und hielten deshalb ihr Budget zusammen.  „Wir sehen, dass Geld zurückgehalten wird.“

Nachhaltiger Nebeneffekt

Diese Entwicklung kann als Chance für eine konsumärmere Lebensweise gedeutet werden. Wenn weniger Produkte gekauft werden, sinkt der Bedarf an Rohstoffen und Transporten – ein Faktor, der sich direkt auf Emissionen auswirken kann. Auch Reparaturen oder Gebrauchtkäufe gewinnen an Bedeutung und reduzieren den Ressourcenverbrauch zusätzlicher Neuproduktion.

Zudem kann die geringere Nachfrage kurzfristig Druck von globalen Lieferketten nehmen. Weniger Transportvolumen und zurückgehende Spitzenbelastungen in der Logistik mindern den ökologischen Fußabdruck der Warenströme.

Lesen Sie auch

Laut der Klimaforschungsorganisation Agora sind die Treibhausgasemissionen Deutschlands im Jahr 2024 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent gesunken. Gründe dafür seien die wirtschaftliche Schwäche, das milde Wetter und eine erfolgreiche Klimapolitik. 

Begrenzte Veränderungsbereitschaft

Dennoch sind viele Deutsche weiterhin nicht bereit, weitreichende Veränderungen ihres Lebensstils vorzunehmen, um Emissionen zu senken. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov, die im Magazin Stern veröffentlicht wurde.

Etwa ein Drittel der Befragten gab an, bereit zu sein, den wöchentlichen Konsum von Milch- und Fleischprodukten strikt einzuschränken, und zehn Prozent erklärten, sie könnten ganz auf diese Produkte verzichten. Ein weiteres Drittel der Befragten lehnte jedoch eine Einschränkung ihres Konsums ab, und 67 Prozent sprachen sich dagegen aus, vollständig auf Fleisch und Milchprodukte zu verzichten.

Fazit

Viele Menschen sind eher aus wirtschaftlichen Gründen bereit, ihr Konsumverhalten anzupassen, als aus ökologischer Verantwortung. Steigende Preise oder unsichere Zukunftserwartungen wirken stärker auf die Kaufentscheidungen als die Sorge um das Klima.

Damit bleibt der Wandel hin zu nachhaltigeren Konsummustern bislang vor allem ein Nebeneffekt ökonomischer Zwänge – nicht das Ergebnis bewusster Klimaschutzmaßnahmen.

Lesen Sie auch

Quellen: ARD, Reuters, Stern