Kurz vor dem Jahreswechsel füllen sich Parkplätze und Warteschlangen in deutschen Grenzorten. Was wie ein gewöhnlicher Verkaufsansturm wirkt, ist Ausdruck eines politischen Umbruchs im Nachbarland. Die Folgen reichen weit über Raketen und Böller hinaus.
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In Städten wie Kleve oder Emlichheim kommen derzeit besonders viele Kunden aus den Niederlanden. ARD-Berichte aus mehreren Grenzregionen schildern volle Supermärkte, Einlasskontrollen und zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen.
„Einmal Platz machen, einmal Platz machen bitte“, riefen Mitarbeiter in Kleve, als neue Ware gebracht wurde, berichtet die Tagesschau. Viele Käufer nehmen lange Anfahrten in Kauf, angelockt von günstigeren Preisen und größerer Auswahl.
Für deutsche Kommunen bedeutet das mehr Verkehr, mehr Müll und höheren Personalaufwand. Einige Gemeinden stocken Ordnungsdienste auf und richten Halteverbotszonen ein, meldet der NDR.
Politischer Hintergrund
Auslöser ist eine Entscheidung in Den Haag. Wie t-online berichtet, beschloss das niederländische Parlament im April ein Verbot von privatem Feuerwerk ab Silvester 2026.
Der Antrag kam von einem linken Bündnis aus Sozialdemokraten, Grünen und der Partei für die Tiere. Für Privatpersonen sollen künftig nur noch sehr schwache Produkte erlaubt sein, Ausnahmen können Kommunen festlegen.
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Die Regierung begründet den Schritt mit Sicherheitsrisiken, Angriffen auf Einsatzkräfte und hohen Schadenssummen rund um den Jahreswechsel.
Blockierte Debatte
Über ein Verbot wurde in den Niederlanden über Jahrzehnte gestritten, wie t-online berichtet. Lange galt es politisch als kaum durchsetzbar.
Steigende Verletztenzahlen und der Druck aus der Ärzteschaft brachten Bewegung. Das „Vuurwerksmanifest“ erklärte: „Der Jahreswechsel 2015/16 zeigt: Wir brauchen ein Verbot von privatem Feuerwerk.“
Damit verschob sich der Fokus von Tradition und Freiheit hin zu Gesundheitsschutz und öffentlicher Ordnung.
Branche in Sorge
Für Händler und Hersteller hat die Entscheidung wirtschaftliche Folgen. Leon Groeneveld, Vorsitzender der Branchenvereinigung Pyrotechnik Niederlande, sagte, wie t-online berichtet, der Zeitung „Parool“: „Bei vielen Betrieben ist Feuerwerk nur ein Zusatzgeschäft. Aber es gibt auch Unternehmen, für die der Umsatz mit Pyrotechnik entscheidend ist fürs Geschäft.“
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Offen bleibt, ob es Entschädigungen geben wird und wie das Verbot kontrolliert werden soll. Diese Unsicherheit prägt die aktuelle Diskussion.
Blick nach vorn
Ob das kommende Silvester das letzte mit großem Knall in den Niederlanden wird, ist noch nicht endgültig entschieden. Sicher ist jedoch: Schon jetzt verlagert sich das Problem über die Grenze.
Für 2026 könnte sich die Lage zuspitzen. Dann dürfte sich zeigen, ob das Verbot Akzeptanz findet – oder den Grenzhandel dauerhaft zur neuen Normalität macht.
Quellen: NDR, Tagesschau, t-online