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Dänemark stellt Entschädigungsmodell für grönländische Spiralopfer vor

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In Grönland wird die politische Reaktion auf frühere Eingriffe in die körperliche Selbstbestimmung erneut diskutiert. Die dänische Regierung zieht jetzt die Konsequenzen einer jahrzehntelangen Forderung der Betroffenen. Damit beginnt ein Prozess, der das Verhältnis zwischen den beiden Ländern erneut in Bewegung setzt.

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Die grönländische Abgeordnete Aaja Chemnitz nannte den Schritt einen wichtigen Moment für viele betroffene Frauen. Laut Berlingske, die Ritzau zitiert, erklärte sie: „Heute haben wir einen notwendigen Quantensprung in der erneuerten Beziehung zwischen Grönland und Dänemark gemacht.“ Sie betonte zudem, dass der Eingriff das Leid nicht aufwiegen könne, doch die Auszahlung sei ein Ergebnis eines langen politischen Kampfes.

In der grönländischen Öffentlichkeit wird die Maßnahme seit Jahren gefordert. Aktivist:innen weisen darauf hin, dass viele Betroffene erst spät erfuhren, weshalb sie unerwartete gesundheitliche Folgen erlitten hatten. Die angekündigte Unterstützung wird dort daher nicht als Abschluss, sondern als Beginn eines neuen Abschnitts gesehen.

Regierungsentscheidung

Nach Angaben des dänischen Innen- und Gesundheitsministeriums, übermittelt von Ritzau, sieht die nun beschlossene Regelung eine Zahlung von 300.000 Kronen (rund 40.000 Euro) pro Betroffene vor. Anspruch haben jene, denen zwischen 1960 und 1991 ohne Zustimmung eine Spirale oder ein anderes Verhütungsmittel eingesetzt wurde. Das Ministerium schätzt laut Ritzau, dass bis zu 4.500 Frauen infrage kommen.

Ministerpräsidentin Mette Frederiksen sprach in einer offiziellen Regierungsmitteilung, die von Ritzau zitiert wurde, von einem klaren staatlichen Verantwortungsauftrag. „Wir können das, was geschehen ist, nicht ändern. Aber wir können die Verantwortung übernehmen“, sagte sie in Bezug auf die Vorgänge.

Historische Hintergründe

Der Spiegel verweist auf Untersuchungen des Dänischen Instituts für Menschenrechte, wonach die Eingriffe häufig ohne ausreichende Aufklärung erfolgten und in einigen Fällen auch minderjährige Mädchen betroffen waren. Zudem beschreibt das Magazin, dass Fachleute einen Zusammenhang zwischen der damaligen Bevölkerungspolitik und der Zahl der Eingriffe vermuten. Diese Einschätzung bleibt Gegenstand politischer Debatten.

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Dänemark verwaltete bis Anfang der 1990er Jahre das grönländische Gesundheitssystem. Über Jahrzehnte setzten dänische Ärzte in Grönland tausenden Frauen und auch sehr jungen Mädchen ohne ausreichende Zustimmung Spiralen ein.

Historische Untersuchungen deuten darauf hin, dass die Eingriffe Teil einer staatlich gesteuerten Familienplanung waren, mit der dänische Behörden das schnelle Bevölkerungswachstum auf der Insel begrenzen wollten.

Praktischer Ablauf

Ritzau berichtet, dass Betroffene ab April kommenden Jahres Anträge stellen können; die Auszahlungen sollen im Herbst beginnen. Zusätzlich richtet die Regierung laut Ritzau mobile Teams ein, die juristische Beratung, Übersetzungshilfe und psychosoziale Unterstützung anbieten.

Frauen müssen ihre Angaben begründen und durch eine eidesstattliche Erklärung bestätigen. Das Gesetzespaket soll am 1. Juni 2026 in Kraft treten und damit erstmals verbindliche Abläufe schaffen.

Quellen: Berlingske, Ritzau, Spiegel

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