Neue Auswertungen des Robert Koch-Instituts (RKI) verdeutlichen, wie schwer vielen Menschen in Deutschland der souveräne Umgang mit Gesundheitsthemen fällt. Die aktuellen Paneldaten verknüpfen dieses Defizit mit sozialen Unterschieden und einer wachsenden psychischen Belastung in mehreren Altersgruppen.
Gerade lesen andere
Ein großer Teil der Bevölkerung hat Schwierigkeiten, medizinische Informationen einzuschätzen oder Symptome richtig zu deuten. Vier von fünf Erwachsenen weisen laut RKI eine geringe allgemeine Gesundheitskompetenz auf, wie die Tagesschau berichtet.
RKI-Forscherin Susanne Jordan sagt: „Auch Menschen mit mittlerem – und einige auch mit hohem – Bildungsniveau stehen vor diesem Problem.“ Als Gründe nennt sie ein komplexes Versorgungssystem und weit verbreitete Falschinformationen.
Auch beim Thema Ernährung sieht das RKI deutliche Wissenslücken. Judit Fuchs vom RKI meint allerdings: „Ein großer Korb frisches Gemüse ist mittlerweile durchaus eine Investition“ – ein Hinweis darauf, dass finanzielle Engpässe die Umsetzung gesunder Routinen erschweren.
Soziale Muster verstärken Risiken
Die Tagesschau berichtet zudem, dass soziale Unterschiede in nahezu allen Gesundheitsbereichen sichtbar sind. Menschen in belasteten Wohnumgebungen oder mit geringer Bildung meldeten deutlich häufiger körperliche Einschränkungen, chronische Leiden und psychische Beschwerden.
Sozialepidemiologe Jens Hoebel verweist auf strukturelle Einflussfaktoren wie Lärm, Luftqualität und Wohnbedingungen. Diese Aspekte wirkten teils stärker als Bildung oder Einkommen und führten zu einem insgesamt schlechteren Gesundheitszustand.
Lesen Sie auch
Länder wie Österreich haben das Thema Gesundheitskompetenz bereits politisch verankert, so Jordan, was zeige, dass staatliche Maßnahmen eine Rolle spielen könnten.
Belastungen im Stimmungsbild
Deutsches Ärzteblatt berichtet mit Verweis auf den Bericht des RKI, dass das gesundheitliche Selbstbild 2024 schwächer ausfiel als im Jahr zuvor. Nur 64,2 Prozent bewerteten ihre Gesundheit als gut oder sehr gut – ein Rückgang von mehr als drei Prozentpunkten.
Mehr als die Hälfte gab chronische Beschwerden an, und knapp 22 Prozent zeigten depressive Symptome. Besonders junge Erwachsene berichteten laut BR von psychischem Druck, während ältere Gruppen naturgemäß häufiger körperlich eingeschränkt waren.
Datenbasis wächst
Alle genannten Ergebnisse stammen aus dem RKI-Panel „Gesundheit in Deutschland“, an dem mehr als 40.000 Personen teilnehmen. RKI-Präsident Lars Schaade erklärte laut Deutsches Ärzteblatt: „Mit dem Panel ist es möglich, schnell und regelmäßig umfassende Daten zur gesundheitlichen Lage der Bevölkerung zu erheben.“
Künftig sollen zusätzliche Messwerte und Versicherungsdaten einfließen.
Die Studienreihe liefert damit eine zunehmend feinere Grundlage, um auf künftige gesundheitspolitische Herausforderungen reagieren zu können.
Lesen Sie auch
Quellen: BR, Deutsches Ärzteblatt, Tagesschau