Wer sich bislang mit Vitamin C und viel frischer Luft vor Ansteckungen schützen wollte, könnte nun eine neue, eher ungewöhnliche Strategie in Betracht ziehen: das Ansehen von Videos, in denen Menschen krank sind.
Eine Studie der Universität Hamburg liefert spannende Erkenntnisse darüber, wie unser Körper auf solche Bilder reagiert.
Das berichtet die Zeitung Freundin.
Ein Abwehrmechanismus mit System
Infektionskrankheiten wie Grippe oder COVID-19 begleiten die Menschheit seit jeher und stellen eine dauerhafte Bedrohung für die Gesundheit dar. Das Immunsystem hat sich im Laufe der Evolution auf diese Herausforderungen eingestellt und entwickelt ständig neue Strategien zur Abwehr von Krankheitserregern. Neben der körperlichen Immunabwehr existiert auch das sogenannte Verhaltensimmunsystem: ein biologisch verankerter Mechanismus, der uns unbewusst auf mögliche Infektionsgefahren reagieren lässt. Er bewirkt beispielsweise, dass wir instinktiv Distanz zu hustenden oder niesenden Menschen wahren.
Videos als Immun-Booster?
Die in der Fachzeitschrift Brain, Behavior and Immunity veröffentlichte Studie zeigt nun, dass bereits das Ansehen von Videos, in denen Menschen niesen oder erkältet sind, die Immunabwehr beeinflussen kann. Die Forscher stellten fest, dass bestimmte Hirnregionen, die für die Verbindung zwischen Gehirn und Immunsystem zuständig sind, nach dem Betrachten solcher Aufnahmen aktiver waren. Zudem wurde eine erhöhte Konzentration von Antikörpern im Speichel der Testpersonen gemessen.
Laut Dr. Esther Diekhof könnte diese Reaktion darauf hindeuten, dass der Körper sich bereits auf eine mögliche Infektion vorbereitet, bevor er überhaupt mit einem Erreger in Kontakt kommt. Dies würde bedeuten, dass das Immunsystem nicht erst bei einer echten Bedrohung reagiert, sondern vorsorglich Maßnahmen ergreift.
Die natürliche Abwehr gezielt unterstützen
Auch wenn das gezielte Ansehen von Erkältungsvideos kaum eine neue Gesundheitsstrategie ersetzen wird, liefert die Studie wertvolle Einblicke in die komplexen Mechanismen unseres Immunsystems. Sie zeigt, dass der Körper nicht nur auf direkte Gefahren reagiert, sondern auch auf visuelle Reize, die eine potenzielle Ansteckung signalisieren. Damit könnte das menschliche Immunsystem weitaus vorausschauender agieren, als bisher angenommen.