Seit Jahren kontrolliert Wladimir Putin sorgfältig, wie und wann er in der Öffentlichkeit erscheint.
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Sein streng inszeniertes Auftreten spiegelt tief sitzende Sorgen um Sicherheit, Gesundheit und Wahrnehmung wider.
Diese Vorsicht prägt zunehmend, wie der Kreml den russischen Präsidenten präsentiert, bis hin zu kleinsten visuellen Details.
Ein inszenierter Zeitplan
Investigative Journalisten des russischen Mediums Sistema erklären, dass jüngste Kreml-Videos nicht zu dem Zeitpunkt aufgenommen wurden, den die Behörden angaben.
Nach ihrer Analyse wurden Aufnahmen, die am 15. und 16. Dezember veröffentlicht wurden, deutlich früher gefilmt.
Die Videos wurden als Beleg dafür präsentiert, dass Putin nach seiner Rückkehr von Auslandsreisen ununterbrochen arbeite.
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Sistema argumentiert, dass sie stattdessen im Voraus produziert und später veröffentlicht wurden, um genau diesen Eindruck zu erwecken.
Der entscheidende Hinweis, so die Journalisten, stand unauffällig in einer Ecke des Präsidentenbüros.
Der fehlende Baum
Ein Neujahrsbaum, geschmückt mit roten und goldenen Kugeln, war während eines Treffens Putins mit Gennadi Krasnikow, dem Präsidenten der Russischen Akademie der Wissenschaften, am 9. Dezember in seinem Büro zu sehen.
Auch zwei Tage später, bei Gesprächen mit dem Vorsitzenden des Verfassungsgerichts Waleri Sorkin, war der Baum sichtbar.
Nach Putins Rückkehr aus Turkmenistan war der Baum jedoch verschwunden. In Videos von Treffen, die auf den 15. und 16. Dezember datiert sind, fehlte die festliche Dekoration vollständig.
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Laut Sistema wurde die Kameraführung im Kreml gezielt so angepasst, dass die Ecke, in der der Baum zuvor gestanden hatte, nicht zu sehen war.
Stifte und Bleistifte
Die Journalisten gehen davon aus, dass das Treffen mit dem Funktionär von Einiges Russland, Wladimir Jakuschew, offiziell auf den 15. Dezember datiert, tatsächlich am 1. November stattfand.
Darauf deute die Anordnung von Stiften und Bleistiften auf Putins Schreibtisch hin, die mit früheren Aufnahmen aus diesem Zeitraum übereinstimmte und nicht mit denen aus dem Dezember.
In den später veröffentlichten Videos stand zudem ein Stuhl an der Stelle, an der zuvor der Baum gestanden hatte.
Dies, so Sistema, spreche dafür, dass der Baum bei den Aufnahmen dieser Treffen nie vorhanden war.
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Ein bekanntes Muster
Der Kreml habe laut Sistema bereits mindestens 16 Mal zeitverzögerte oder vorab aufgezeichnete Videos veröffentlicht.
Diese Methode diene dazu, das Bild eines aktiven Präsidenten zu stärken, der ständig mit Staatsgeschäften beschäftigt ist.
Journalisten richteten Fragen an Kreml-Sprecher Dmitri Peskow und baten um eine Stellungnahme. Peskow habe die Nachricht auf Telegram gelesen, jedoch nicht geantwortet.
Quellen: Investigatives Projekt Sistema, O2.