Damals arbeitete Knight in einem Lagerhaus des Onlinehändlers Ocado und bat um ein Sabbatical, um sich dem Kampf anzuschließen.
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Als Russland Anfang 2022 einmarschierte, rief der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj ausländische Freiwillige zu den Waffen. Unter denen, die dem Aufruf folgten, war auch Jack Knight, ein ehemaliger Sprengstoffexperte der Royal Engineers.
Vom Sozialbaugebiet in die Kampfzone

Aufgewachsen in einer Sozialbausiedlung im Süden Londons, hatte Knight schon immer vom aktiven Militärdienst geträumt. Sein Ururgroßvater war im Ersten Weltkrieg mit dem Victoria-Kreuz ausgezeichnet worden. Als der Afghanistan-Einsatz auslief, glaubte Knight, seine eigene Chance auf einen Kampfeinsatz verpasst zu haben.
Die Ukraine bot ihm diese Gelegenheit – wenn auch ohne Luftunterstützung, Evakuierungen oder die britischen Truppenreserven, die frühere Kriege geprägt hatten.
Die Realität des Krieges

Der erste Einsatz in der Ukraine brachte die schonungslose Härte des Krieges mit sich: Das Dröhnen schwerer Artillerie erschütterte seinen ganzen Körper – und dennoch empfand er es als elektrisierend.
Für Knight ging es nicht nur um die Sache selbst, sondern auch um das Gefühl, unter den extremsten aller Umstände wirklich lebendig zu sein.
Die vielfältigen Reihen der Fremdenlegion

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Das Buch The Mad and the Brave des Journalisten Colin Freeman porträtiert ein Dutzend Freiwillige wie Knight: einige erfahrene Veteranen, andere völlige Neulinge – und ein paar ehemalige Kriminelle auf der Suche nach Erlösung.
Mindestens 20.000 Bewerbungen gingen bei der Internationalen Legion der Ukraine ein, darunter bis zu 1.000 aus Großbritannien.
Gefangener in russischer Hand

Der frühere britische Infanterist Andrew Hill wurde schon zu Beginn des Krieges angeschossen und gefangen genommen.
Vier Monate lang erlitt er Schläge, Elektroschocks und Todesdrohungen, bevor er im Rahmen eines von Oligarch Roman Abramowitsch vermittelten Gefangenenaustauschs freikam.
Lernen an der Front

Der schottische Traktoringenieur Douglas Cartner trat der Legion ohne jegliche militärische Ausbildung bei. Er eignete sich das nötige Wissen im Eiltempo an, durch Handbücher, YouTube-Videos und den Rat erfahrener Soldaten.
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Am ersten Tag stand er kurz davor, versehentlich auf eigene Kameraden zu feuern, ein Beinahefehler, der zeigte, wie schnell aus Unachtsamkeit tödliche Situationen entstehen können.
Kameradschaft im Gefecht

Cartner nahm an der ukrainischen Gegenoffensive von 2022 teil, bei der Tausende Quadratkilometer zurückerobert wurden. Zwischen den Freiwilligen entstanden enge Bande über Nationalitäten hinweg – oft war die Loyalität zueinander stärker als die Angst.
Wie Cartner es formulierte: „Krieg bedeutet genauso, seine Freunde zu schützen, wie den Feind zu bekämpfen.“
Heimkehr in die Stille

Zurück in Großbritannien gab es für die Legionäre keine Paraden, keine offizielle Anerkennung, keine psychologische Betreuung.
Das britische Außenministerium rät von einem Einsatz in der Ukraine ab – doch anders als jene, die gegen den IS in Syrien kämpften, wurde keiner der Rückkehrer strafrechtlich verfolgt. Viele hatten Mühe, sich wieder einzuleben, und suchten selbst im Alltag instinktiv nach Gefahren.
Die Anziehungskraft des Schlachtfelds

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Zahlreiche Freiwillige kehrten für weitere Einsätze in die Ukraine zurück. Für manche waren Kameradschaft und Adrenalin beinahe süchtig machend.
Knight erhielt eine Tapferkeitsmedaille, nachdem er verwundete Kameraden aus einem Minenfeld gerettet hatte. Auch wenn er heute in Großbritannien lebt, lässt ihn der Gedanke an eine Rückkehr nicht los.
Eine Zukunft in der Ukraine?

Heute arbeitet Knight als Munitionsfachmann in Großbritannien – dankbar, noch am Leben zu sein. Und doch zieht es ihn weiterhin in die Ukraine – nicht, um zu kämpfen, sondern um dort zu leben.
Bezahlbarer Wohnraum, ein ausgeprägter Nationalstolz und eine Kultur der Selbstständigkeit – für Knight verkörpert die Ukraine Werte, die er in seiner Heimat schwinden sieht.