Das Schreckgespenst von Atomwaffen schwebt seit Jahrzehnten über der globalen Politik – eine Grenze, die die meisten Nationen fürchten zu überschreiten. Doch in Russland wandelt sich die öffentliche Meinung zu deren möglichem Einsatz.
Dieser Wandel spiegelt nicht nur die zunehmend aggressive Rhetorik des Landes wider, sondern auch eine gezielte Anstrengung der staatlichen Propaganda, die öffentliche Wahrnehmung zu verändern.
Eine neue Umfrage des unabhängigen Levada-Zentrums, auf die Digi24 verweist, zeigt einen besorgniserregenden Trend.
Der Anteil der Russen, die den Einsatz von Atomwaffen gegen die Ukraine für gerechtfertigt halten, ist von 34 % Mitte 2024 auf heute 39 % gestiegen. Gleichzeitig sank der Anteil derjenigen, die diesen Einsatz strikt ablehnen, von 52 % auf 45 %.
Die Rolle der Propaganda
Dieser Wandel geschah nicht über Nacht. Experten verweisen auf systematische Bemühungen des Kremls, Diskussionen über Atomschläge zu normalisieren. Historisch gesehen betrachteten Russen einen Atomkrieg als undenkbar.
Die Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki hinterließ einen tiefen Eindruck und förderte die Überzeugung, dass solche Handlungen niemals wiederholt werden sollten.
Doch die Rhetorik des Kremls hat diese Überzeugungen abgeschwächt. Militäranalysten und Kommentatoren treten regelmäßig in russischen Medien auf und hinterfragen die lange gehegte Angst vor einer nuklearen Eskalation.
Ihre Argumente deuten oft darauf hin, dass Atomschläge klare strategische Ziele erreichen könnten, ohne katastrophale Konsequenzen zu verursachen.
Politische Änderungen und Drohungen
Die Handlungen von Präsident Wladimir Putin haben dieses veränderte Narrativ weiter gestärkt. Seine Reden enthalten häufig sowohl verschleierte als auch direkte Drohungen eines nuklearen Vergeltungsschlags.
Vor Kurzem hat er Russlands Richtlinien zum Einsatz von Atomwaffen erweitert, wobei er die Notwendigkeit betonte, sich an eine sich verändernde globale Bedrohungslage anzupassen.
Ende November stellte Putin die Oreşnik-Hyperschallrakete vor, die in der Lage ist, nukleare Sprengköpfe zu liefern.
Obwohl die Rakete bei einem Test gegen die ukrainische Stadt Dnipro ohne nuklearen Sprengkopf eingesetzt wurde, sendet ihre Fähigkeit eine erschreckende Botschaft.
Die Umfrage zeigt auch eine starke inländische Unterstützung für Putin, dessen Zustimmungsrate auf 87 % gestiegen ist – ein dramatischer Anstieg im Vergleich zu den Werten vor dem Krieg.
Diese Unterstützung stärkt die Politik und Rhetorik des Kremls und macht die Aussicht auf einen nuklearen Einsatz umso alarmierender.