Norwegische Rekruten sagen, sie seien vorbereitet.
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Norwegische Rekruten sagen, sie seien vorbereitet.
Ein ruhiger Hafen im Zentrum eines stillen Krieges

Kirkenes, eine kleine norwegische Stadt nahe der russischen Grenze, wirkt auf den ersten Blick friedlich. Doch hinter den stillen Straßen verdichten sich die Spannungen.
Europäische Geheimdienste berichten, dass Kirkenes zu einem Testfeld für Russlands hybride Kriegsführung geworden ist.
Wo Fischereiboote Spionageschiffe sein könnten

Russische Fischereifahrzeuge legen fast täglich im Hafen von Kirkenes an – sie kommen aus Murmansk, dem Heimathafen der russischen Nordflotte und zahlreicher Atomwaffen.
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Diese scheinbar alltäglichen Besuche werden mittlerweile von westlichen Geheimdiensten mit großem Argwohn betrachtet.
Vom Kriegsverbündeten zum beobachteten Nachbarn

Kirkenes wurde im Zweiten Weltkrieg von sowjetischen Truppen befreit und pflegte jahrzehntelang freundschaftliche Beziehungen zu Russland.
Doch mit dem russischen Einmarsch in die Ukraine 2022 endete diese Ära. Das einstige Gefühl der Kameradschaft wich einem Klima des Misstrauens und der Alarmbereitschaft.
Einheimische warnen: „Die Russen beobachten“

Einwohner warnen Besucher zur Vorsicht – Berichte über unbekannte Männer und Fahrzeuge ohne Kennzeichen sind keine Seltenheit.
Sogar Journalisten berichten, sie seien bei ihrer Arbeit in der Stadt beschattet worden. Die allgegenwärtige Überwachung erzeugt ein ständiges Unbehagen.
„Irgendetwas stimmt hier nicht“

„Man hat das Gefühl, dass etwas nicht in Ordnung ist – aber man kann den Finger nicht genau darauf legen“, sagt Johan Roaldsnes vom norwegischen Inlandsgeheimdienst PST.
Er beschreibt Kirkenes als einen Ort, an dem die Grenze zwischen Krieg und Frieden gefährlich verschwimmt.
Westliches Denken greift zu kurz

Roaldsnes warnt, dass westliche Denkmuster die Bedrohung nicht vollständig erfassen.
In dieser Region könne selbst ein anlegendes Schiff oder ein Mann mit Kamera Teil einer koordinierten Spionageaktion sein.
Fischerei lässt die Grenze offen

Kirkenes ist einer der letzten Häfen Europas, der russischen Schiffen das Anlegen erlaubt – ein Überbleibsel jahrzehntelanger Zusammenarbeit in der Fischerei.
Doch diese Offenheit könnte angesichts moderner Spionage und Cyberbedrohungen nun zur Schwachstelle werden.
Norwegens jüngste Verteidigungslinie

Die Grenzpatrouillen im hohen Norden Norwegens bestehen oft aus Rekruten – manche sind gerade einmal 19 Jahre alt.
Ihre Aufgabe ist es, russische Soldaten jenseits der Grenze zu beobachten und sicherzustellen, dass keine sensiblen Militäranlagen ausspioniert werden.
Überwachung im Schnee

Im Winter verfolgen norwegische Soldaten Fuß- und Reifenspuren, die ihre russischen Gegenüber im Schnee hinterlassen.
Diese Spuren werden aus der Ferne analysiert, um mögliche Muster von Infiltration oder Sabotage zu erkennen.
“„Wir sind bereit“, sagen die Soldaten

Trotz ihres jungen Alters und geringer Kampferfahrung betonen die norwegischen Rekruten ihre Einsatzbereitschaft.
„Manche sagen, es sei gefährlich“, meint der 19-jährige Magnus Karlsvik, „aber wenn es mit Russland Ärger gibt, weiß ich, dass mein Team und ich das schaffen werden.“
Ein Labor für Russlands hybride Kriegsführung

Kirkenes gilt inzwischen als ein lebendiges Testfeld für Russlands Strategie der hybriden Kriegsführung – eine Mischung aus psychologischem Druck, Spionage und strategischer Mehrdeutigkeit.
Ein Ort, an dem ziviles Leben und militärische Planung in einer fragilen Koexistenz stehen.