Fast vier Jahre nach Beginn von Russlands großangelegter Invasion in der Ukraine zeigen sich Ermüdungserscheinungen weit über die Frontlinien hinaus.
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Wirtschaftlicher Druck, lang anhaltende Kämpfe und das Fehlen einer klaren Perspektive verändern zunehmend, wie viele Russen den Krieg und ihre eigene Zukunft darin sehen.
Neue Analysen deuten darauf hin, dass sich unter denjenigen, die zum Kampf entsandt wurden, die Erwartungen an einen Frieden nicht mehr auf den Kreml richten.
Verschobene Hoffnungen
Russische Soldaten glauben zunehmend, dass ein Ende des Krieges eher durch politische Veränderungen im Ausland als durch Entscheidungen in Moskau kommen wird, heißt es in einem Bericht von Euromaidan Press, auf den sich TVP World beruft.
Die Analyse kommt zu dem Schluss, dass einige Soldaten inzwischen mehr Hoffnung auf US-Präsident Donald Trump als auf Wladimir Putin setzen, wenn es um ein Ende des Konflikts geht.
„Die russische Armee kämpft nicht mehr aus Überzeugung. Sie kämpft aus Mangel an Alternativen“, schrieb die Autorin des Artikels, Liubov Tsybulsk, Expertin für Kommunikation und Information.
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„Viele glauben, dass politische Veränderungen im Ausland und nicht in Moskau darüber entscheiden werden, wann sie nach Hause zurückkehren“, fügte sie hinzu.
Kriegsmüdigkeit
Dem Bericht zufolge ist das Vertrauen in die sogenannte „militärische Spezialoperation“ des Kremls durch wirtschaftlichen Druck und die wachsenden Kosten des Krieges für die russische Gesellschaft stetig untergraben worden.
Da ukrainische Angriffe innerhalb Russlands häufiger geworden sind, hat sich das Sicherheitsgefühl, das der Staat traditionell vermittelt, abgeschwächt, während die Behörden weiterhin Loyalität und Opferbereitschaft von den Bürgern verlangen.
Die Analyse beschreibt eine schleichende Erosion statt eines plötzlichen Zusammenbruchs der Zustimmung in der Bevölkerung.
„Russlands gesellschaftlicher Vertrag zerfällt nicht auf dramatische, revolutionäre Weise. Er löst sich nach und nach von allen Seiten auf“, schrieb Tsybulsk.
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Grenzen der Mobilisierung
Der Bericht stellt fest, dass der Kreml nach der Mobilisierung im Jahr 2022, die eine Massenflucht von Russen auslöste, um der Einberufung zu entgehen, großangelegte Einziehungen vermieden hat.
Stattdessen greifen die Behörden auf alternative Rekrutierungsmethoden zurück, darunter finanzielle Anreize.
Auch diese Anreize schrumpfen inzwischen, so der Artikel, da die Finanzierung des Krieges zunehmend unter Druck gerät.
Berichten zufolge sind einige Soldaten gezwungen, Teile ihrer eigenen Ausrüstung selbst zu kaufen, da staatliche Unterstützung unzuverlässiger geworden ist.
Haushaltsbelastung
Nach Angaben von Euromaidan Press sind rund 40 Prozent des für das kommende Jahr vorgesehenen russischen Haushalts für Militär, Polizei und Sicherheitsdienste eingeplant.
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Damit stehen weniger Mittel für zivile Bedürfnisse zur Verfügung, was die Sorgen der Bevölkerung um den Lebensstandard verstärkt.
Die staatliche Propaganda warnt laut Artikel davor, dass eine Niederlage Russlands die Wirtschaft in Zustände „schlimmer als in den 1990er Jahren“ stürzen würde.
Unterdessen haben sich in den vergangenen Wochen Gespräche über Frieden unter Beteiligung von US-amerikanischen, ukrainischen, russischen und europäischen Vertretern intensiviert, wobei Trump signalisiert hat, dass ein Ende des Krieges eine zentrale Priorität seiner Regierung ist.
Quellen: Euromaidan Press, TVP World, Digi24.