Der amerikanische Geschäftsmann Stephen Lynch, der 20 Jahre in Russland tätig war, hat Pläne bekannt gegeben, die Gaspipeline Nord Stream 2 im Rahmen eines möglichen Insolvenzverfahrens zu kaufen.
Um dies zu ermöglichen, hat Lynch laut einem von seinen Anwälten zitierten Brief an das US-Finanzministerium eine Lizenz beantragt, um an der Auktion teilzunehmen. Der Brief wurde vom Wall Street Journal (WSJ) veröffentlicht.
„Dies ist eine einmalige Gelegenheit für Amerika und Europa, die Energieversorgung Europas für den Rest des fossilen Zeitalters zu kontrollieren“, erklärte Lynch in einem Interview.
Er fügte hinzu, dass er auch eine persönliche Motivation habe: „Ich will der reichste Mann sein, von dem Sie noch nie gehört haben.“
Zeitdruck bei Insolvenzverfahren
In einem Schreiben an das US-Finanzministerium wiesen Lynchs Vertreter auf die engen Fristen des Insolvenzverfahrens der Nord Stream 2 AG hin, dem Betreiber der Pipeline. Das Verfahren ermöglicht entweder eine Umschuldung oder die Liquidation, wobei eine Umschuldung als unwahrscheinlich gilt.
Die maximale Frist für einen Zahlungsaufschub beträgt 24 Monate.
Lynch prognostiziert, dass nach dem Ende des Ukraine-Kriegs Russland und seine ehemaligen europäischen Gaskäufer, einschließlich Deutschland, die Pipeline möglicherweise wieder nutzen wollen – unabhängig von deren Eigentümer.
Geschäftliche und politische Verbindungen
Lynch, ein prominenter Spender für die Wahlkampagne des ehemaligen Präsidenten Donald Trump, lebte und arbeitete bis 2019 in Russland. Laut WSJ baute Lynch sein Vermögen durch den Erwerb russischer Vermögenswerte zu niedrigen Preisen auf.
Im Jahr 2007 war er am Kauf von Yukos-Vermögenswerten über Promneftstroy LLC beteiligt. Obwohl die Manager des Unternehmens ihn später des Betrugs beschuldigten, wies ein britisches Gericht die Vorwürfe 2019 zurück.
Hintergrund zu Nord Stream 2
Nord Stream 2 befindet sich im Besitz einer Gazprom-Tochtergesellschaft, die in der Schweiz Insolvenz angemeldet hat. Ein Zweig der Pipeline wurde bei einem Sabotageangriff im September 2022 schwer beschädigt. Der russische Präsident Wladimir Putin machte die „Anglo-Sachsen“ für den Anschlag verantwortlich und erklärte, sie hätten ein Interesse daran, Europas Energieinfrastruktur zu stören.
Unterdessen berichteten deutsche Medien, dass ukrainische Staatsangehörige an dem Angriff beteiligt gewesen sein sollen. Die Operation wurde angeblich von Valeriy Zaluzhny, dem damaligen Oberbefehlshaber der ukrainischen Streitkräfte, geplant.