Hier finden Sie den Rat von Expertinnen und Experten, was Sie bei verschiedenen Arten von Haarausfall tun können.
Haben Sie bemerkt, dass sich ungewöhnlich viele Haare in Ihrer Bürste befinden? Oder dass Ihr Haar plötzlich deutlich dünner wird?
Dr. Inger Marie Skoie ist Hautärztin und Spezialistin für Haut- und Geschlechtskrankheiten. Sie berichtet, dass Haarausfall für viele Menschen sehr belastend ist.
„Haare bedeuten viel – sie sind ein Teil der Identität. Viele empfinden es als Verlust, wenn sie ihre Haare verlieren. In der dermatologischen Praxis führen wir häufig sehr emotionale Gespräche“, erzählt sie im Interview mit Vi.no.
Anlässlich des heutigen Welt-Haartags – laut „Days of the Year“ – haben wir diesen Artikel aus dem Archiv hervorgeholt, der sich damit beschäftigt, wie Sie Ihre Haare pflegen und übermäßigen Haarausfall vermeiden können.
Verschiedene Ursachen
Laut Dr. Skoie gibt es zahlreiche Gründe für Haarausfall. Die häufigste Ursache ist der sogenannte androgenetische Haarausfall.
„Dabei handelt es sich um eine genetisch bedingte Überempfindlichkeit gegenüber männlichen Sexualhormonen (Androgenen), die zum Haarausfall führt. Diese Form des Haarausfalls tritt bei Männern am häufigsten auf, ist aber auch die häufigste Ursache bei Frauen“, erklärt sie.
Im Gegensatz zu Männern, bei denen sich Geheimratsecken bilden und eine Glatze entstehen kann, verlieren Frauen das Haar meist gleichmäßig über die gesamte Kopfhaut verteilt. Bei androgenetischem Haarausfall ziehen sich die Haarfollikel allmählich zurück und werden kleiner.
Wann Sie eine Ärztin oder einen Arzt aufsuchen sollten
Diese Art von Haarausfall kann laut Dr. Skoie mit Lösungen für die Kopfhaut oder Tabletten behandelt werden.
Wenn Sie täglich mehr als 150 Haare verlieren, eine familiäre Vorbelastung mit androgenetischem Haarausfall haben oder eine zurückweichende Haarlinie bzw. kahle Stellen bemerken, empfiehlt es sich, eine Hautärztin oder einen Hautarzt zu konsultieren.
„Wenn die Behandlung früh beginnt, lässt sich der Haarausfall begrenzen oder teilweise stoppen. Wird die Behandlung jedoch abgebrochen, setzt der Haarausfall wieder ein“, so Skoie.
Haarausfall durch Stress und Infektionen
Weitere Ursachen für Haarausfall können lokale Entzündungen an den Haarfollikeln, psychosoziale Belastungen, chronische Erkrankungen oder Medikamente sein.
„Langanhaltender oder intensiver emotionaler oder körperlicher Stress, Depressionen oder Angststörungen können zu telogenem Effluvium führen. Diese Form des Haarausfalls tritt relativ häufig auf und zeigt sich durch einen plötzlichen, verstärkten Haarausfall. Er ist meist diffus und kann nach einer belastenden Situation auftreten“, erklärt Skoie.
Auch Infektionen können zu telogenem Effluvium führen. Viele Patientinnen und Patienten berichten laut Skoie von plötzlichem Haarausfall nach einer Erkrankung, beispielsweise an Covid-19.
„Oft erzählen sie, dass sie eine schwere Infektion durchgemacht haben und sich gerade erst erholt haben. Auch eine TBE-Virusinfektion nach einem Zeckenbiss ist ein typisches Beispiel für eine Infektion, die telogenen Haarausfall verursachen kann“, so Skoie.
Das Haar wächst nach
Beim telogenen Haarausfall kann bis zu zwei Drittel der Haardichte verloren gehen. Eine spezifische Behandlung gibt es laut Dr. Skoie nicht, jedoch stoppt der Haarausfall in der Regel von selbst, und das Haar wächst allmählich wieder nach.
„Das kann allerdings einige Zeit dauern – mitunter bis zu zwölf Monate, bis das Haar wieder seinen ursprünglichen Zustand erreicht hat. Wenn Sie lange Haare haben, kann es helfen, sie etwas zu kürzen. Das kann das Gefühl mildern, dass sich optisch etwas stark verändert hat“, sagt sie.
Behandlung und Ernährung
Dr. Skoie betont, dass immer die Ursache des Haarausfalls behandelt werden muss.
Bei der sogenannten Alopecia areata – einer entzündlichen Erkrankung rund um die Haarfollikel – gibt es sowohl medikamentöse als auch nicht-medikamentöse Behandlungsmöglichkeiten.
„Man kann die Entzündung durch Injektionen entzündungshemmender Medikamente in die Kopfhaut behandeln. Auch Cremes mit entsprechender Wirkung können helfen, die Entzündung zu verringern“, erklärt sie.
Bei Alopecia areata kommt es zu fleckenweisem Haarausfall.
„Obwohl das Haar in bestimmten Bereichen ausfällt, kann es wieder nachwachsen“, sagt Skoie.
In der ärztlichen Praxis können Blutuntersuchungen Aufschluss über mögliche Ursachen geben – beispielsweise Eisenmangel, Schilddrüsenfunktionsstörungen, Hormonungleichgewichte (z. B. bei Androgenen) oder ein Vitamin-B12-Mangel.
Auch eine Anämie oder ein Mangel an Vitamin D kann mit Haarausfall in Zusammenhang stehen.