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Das Urteil gegen Bolsonaro zeigt, dass Trumps Drohungen gegenüber Brasilien keinerlei Wirkung hatten

Donald Trump, USAs president
Joshua Sukoff / Shutterstock

Tatsächlich könnten Trumps Drohungen Brasilien dazu bewegen, über den Pazifik zu blicken – in Richtung China.

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Tatsächlich könnten Trumps Drohungen Brasilien dazu bewegen, über den Pazifik zu blicken – in Richtung China.

Was geschieht?

Der ehemalige brasilianische Präsident Jair Bolsonaro wurde zu 27 Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, nachdem der Oberste Gerichtshof Brasiliens ihn wegen der Planung eines Putsches nach seiner Wahlniederlage im Jahr 2022 schuldig gesprochen hatte.

Das Urteil stellt einen historischen Präzedenzfall dar: Noch nie zuvor wurde ein brasilianischer Ex-Präsident wegen Verbrechen gegen die Demokratie verurteilt.

Oberster Gerichtshof fällt historisches Urteil

Die Verurteilung erfolgte durch ein Gremium von fünf Richtern, von denen vier Bolsonaro in fünf schwerwiegenden Anklagepunkten für schuldig befanden – darunter der Versuch, die Demokratie gewaltsam abzuschaffen, die Organisation eines Putsches und die Beschädigung öffentlichen Eigentums.

Hausarrest und schwere Vorwürfe

Bolsonaro, der derzeit unter Hausarrest steht, habe laut Richterin Lucia „mit dem Ziel gehandelt, die Demokratie und die Institutionen zu untergraben“.

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Das Gericht kam zu dem Schluss, dass seine Handlungen Teil eines organisierten Versuchs waren, die Macht auf unrechtmäßige Weise zu behalten.

Militärische Verbindungen und Bewunderung für Autoritarismus

Als ehemaliger Hauptmann der Armee hat Bolsonaro wiederholt seine Bewunderung für die brasilianische Militärdiktatur geäußert, die von 1964 bis 1985 herrschte und für Hunderte von Todesopfern verantwortlich war.

Diese Vergangenheit verlieh den Anklagen zusätzliches Gewicht und prägte die öffentliche Reaktion auf seine Verurteilung.

Trump reagiert

Das Urteil rief sofort Kritik von Donald Trump hervor, einem politischen Verbündeten Bolsonaros.

Der US-Präsident bezeichnete das Urteil als eine „schreckliche Sache“ und „schlecht für Brasilien“ und wiederholte frühere Behauptungen, der Prozess sei eine politische „Hexenjagd“.

Trumps Drohungen bleiben wirkungslos

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Vor dem Prozess hatte das Weiße Haus einen Brief an die brasilianische Regierung geschrieben und deutlich gemacht, dass Brasilien mit einem 50-prozentigen Zoll auf Exporte in die USA rechnen müsse, falls das Verfahren gegen Bolsonaro nicht eingestellt werde.

Der Oberste Gerichtshof Brasiliens wies die Forderungen zurück, und der amtierende Präsident Lula da Silva erklärte wütend, ein US-Präsident dürfe sich weder in ein brasilianisches Verfahren einmischen noch dazu in der Lage sein.

Beginn der US-Vergeltung

Nach der Verurteilung verhängte die Trump-Regierung Berichten zufolge höhere Zölle, Sanktionen gegen den vorsitzenden Richter und entzog den meisten Richtern des brasilianischen Obersten Gerichtshofs ihre Visa.

Trumps Verbündeter Marco Rubio, inzwischen Außenminister, verurteilte das Urteil als ungerecht und deutete weitere US-Maßnahmen an.

Brasilien schlägt zurück

Das brasilianische Außenministerium reagierte prompt und bezeichnete Rubios Äußerungen als Bedrohung der brasilianischen Souveränität.

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Das Ministerium betonte, dass sich die Demokratie in Brasilien von ausländischem Druck nicht einschüchtern lasse, und bekräftigte die Unterstützung für die Entscheidung des Gerichts.

Zölle treiben Brasilien in Chinas Arme?

Exporte nach China hingegen entsprechen 5 % des brasilianischen BIP, was Trumps Zölle weitgehend wirkungslos erscheinen lässt.

Tatsächlich könnten sie Brasilien sogar dazu bewegen, über den Pazifik zu blicken, um den Handel mit China auszubauen – ein gewaltiger Rückschlag für Trump.

Brasilien und China sind bereits Teil der BRICS – eines politischen und diplomatischen Koordinationsforums mit zehn Mitgliedstaaten.

Politische Folgen im Vorfeld der Wahl 2026

Obwohl verurteilt und für öffentliche Ämter gesperrt, beharrt Bolsonaro darauf, bei den Präsidentschaftswahlen 2026 in Brasilien kandidieren zu wollen.

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Die einzige Gegenstimme – von Richter Luiz Fux – eröffnet die Möglichkeit von Berufungen und juristischen Verzögerungen, die den Fall bis kurz vor die Wahl in der Schwebe halten könnten.

Bolsonaros Anwälte kritisieren das Urteil

Bolsonaros Verteidiger bezeichneten das 27-jährige Urteil als „absurd überzogen“ und kündigten Berufung an.

Das juristische Verfahren tritt nun in eine neue Phase ein, die das brasilianische Volk im Vorfeld einer hitzigen politischen Saison weiter spalten könnte.

Breiteres Vorgehen gegen rechtsextreme Führungsfiguren

Bolsonaros Verurteilungen reiht sich ein in die juristischen Probleme anderer rechtsextremer Politiker in diesem Jahr, darunter Marine Le Pen in Frankreich und Rodrigo Duterte auf den Philippinen.

Das Urteil signalisiert einen weltweiten Wandel im Umgang demokratischer Institutionen mit Bedrohungen von innen.