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Zahnstocher-Trend sorgt für Verbot an Münchner Realschule

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Was im Schulalltag lange keine Rolle spielte, ist plötzlich Thema von Elternmails und Lehrerkonferenzen. An einer Münchner Schule führt ein unscheinbarer Gegenstand zu einer Grundsatzentscheidung. Dahinter stehen Sorgen um Gesundheit, Vorbilder aus dem Netz und die Frage, wie früh Prävention ansetzen muss.

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Wie der Bayerische Rundfunk (BR) berichtet, bemerkten Lehrkräfte an der Carl-von-Linde-Realschule im Herbst vermehrt, dass Jugendliche im Unterricht mit Zahnstochern im Mund saßen. Betroffen waren vor allem Schülerinnen und Schüler der siebten und achten Jahrgangsstufe. Für die Schule war dies kein harmloser Trend mehr, sondern ein Signal zum Handeln.

Die Schulleitung entschied sich schließlich, alle Zahnstocher auf dem Schulgelände zu untersagen. Grundlage war das Hausrecht. Ausschlaggebend war weniger das Verhalten selbst als die Unsicherheit darüber, welche Produkte im Umlauf sind.

Prävention statt Kontrolle

Nach Angaben des BR werden international Zahnstocher angeboten, die mit Nikotin versetzt sind. Die Suchtmedizinerin Andrea Rabenstein vom LMU Klinikum München weist darauf hin, dass solche Produkte häufig als Hilfsmittel zum Rauchstopp vermarktet würden, aber zunehmend von jungen Menschen ohne Vorerfahrung genutzt werden. „Eigentlich bewerben die Firmen sie als Zahnstocher zum Aufhören mit dem Rauchen. Aber der Trend geht dahin, dass es eigentlich nikotinnaive Konsumenten anwenden.“

Der Nikotingehalt liege dabei über dem von herkömmlichen Zigaretten. Für Schulen sei eine Unterscheidung nicht möglich, weshalb man sich für eine pauschale Regel entschieden habe.

Ein Trend aus sozialen Medien

Verbreitet wurde das Image der Zahnstocher vor allem über soziale Medien. Plattformen wie TikTok und Instagram zeigen laut BR zahlreiche Clips, in denen das Holzstäbchen als lässiges Accessoire inszeniert wird. Auch international bekannte Musiker und Schauspieler tauchen in diesem Zusammenhang auf.

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Parallel sind in Deutschland aromatisierte, nikotinfreie Zahnstocher legal erhältlich. Ihre Ähnlichkeit zu nikotinhaltigen Varianten erschwert jedoch jede Kontrolle im Schulalltag und trägt zur Normalisierung des Konsums bei.

Größere Debatte

Ein generelles Verbot an Münchner Schulen ist nicht vorgesehen. Bildungsreferent Florian Kraus betont gegenüber BR, dass Schulen flexibel auf neue Phänomene reagieren müssten. Der Bayerische Lehrer- und Lehrerinnenverband sieht bislang keine gesicherten Daten zu einer breiten Ausbreitung.

Das Kultusministerium erklärte, es gebe „schulartübergreifend keine weiteren Erkenntnisse zu entsprechenden Fällen“. Der Fall erinnert jedoch an frühere Diskussionen um Vapes oder Energy-Drinks und zeigt, wie schnell Schulen auf neue Konsumformen reagieren müssen, bevor sie sich festsetzen.

Quelle: BR

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