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Hungersnot-Schwellenwerte sind in weiten Teilen Gazas erreicht

Hungersnot-Schwellenwerte sind in weiten Teilen Gazas erreicht
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„Daten deuten darauf hin, dass die Schwellenwerte für eine Hungersnot beim Lebensmittelkonsum in weiten Teilen des Gebiets – insbesondere in Gaza-Stadt – bereits erreicht sind.“

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UN-unterstütztes Ernährungssicherheitsgremium warnt: Hungersnot in Gaza droht in vollem Ausmaß
Ein von den Vereinten Nationen unterstütztes Expertengremium für Ernährungssicherheit hat seine bislang schärfste Warnung ausgesprochen: „Das schlimmste Szenario einer Hungersnot“ entfaltet sich in Gaza. Die Integrated Food Security Phase Classification (IPC) erklärt, dass anhaltende Kämpfe, Massenvertreibungen und der Zusammenbruch der Versorgung mit lebensnotwendigen Gütern Hunger und Krankheiten auf alarmierende Werte getrieben haben.

Hunger und Krankheiten treiben Todeszahlen in die Höhe

Die IPC verweist auf zunehmende Belege für weitverbreiteten Hunger, Unterernährung und Krankheiten – alles Faktoren, die zu einem drastischen Anstieg hungerbedingter Todesfälle beitragen.

Zwar vermeidet der Bericht vorerst eine formale Hungersnoterklärung, fordert jedoch eine dringende Neubewertung der Lage.

Tausende mangelernährte Kinder

Zwischen April und Mitte Juli wurden in Gaza über 20.000 Kinder wegen akuter Unterernährung behandelt, mehr als 3.000 davon befanden sich in lebensbedrohlichem Zustand.

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Daten deuten darauf hin, dass die Schwellenwerte für eine Hungersnot beim Lebensmittelkonsum in weiten Teilen des Gebiets – insbesondere in Gaza-Stadt – bereits erreicht sind.

Gesamte Bevölkerung in Gefahr

Bereits Anfang des Jahres warnte die IPC, dass die gesamte Bevölkerung Gazas „hohen Niveaus akuter Ernährungsunsicherheit“ ausgesetzt sei und ein erhebliches Risiko einer Hungersnot bestehe.

Seither hat sich die Lage weiter verschärft: Es herrscht akuter Mangel an Lebensmitteln, sauberem Wasser und medizinischer Versorgung.

USA brechen mit israelischer Darstellung

In einer seiner deutlichsten Stellungnahmen zu der Krise erklärte US-Präsident Donald Trump, in Gaza herrsche „echter Hunger“ – und widersprach damit der Darstellung des israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu, der solche Zustände bestreitet.

Trump kündigte an, die USA würden sich stärker engagieren.

Pläne für US-unterstützte Lebensmittelausgabestellen

Der US-Präsident stellte Pläne vor, in Gaza sogenannte „Food Centers“ einzurichten, um Hilfsgüter zu verteilen.

Vizepräsident JD Vance bezeichnete die Bilder hungernder Kinder als „herzzerreißend“ und forderte Israel auf, deutlich mehr humanitäre Hilfe in das Gebiet zu lassen.

Israel lockert einige Beschränkungen – Kritiker sehen unzureichende Maßnahmen

Israel führte kürzlich in bestimmten Gebieten Gazas eine tägliche „taktische Pause“ ein, um Hilfslieferungen zu erleichtern, und erlaubte einige ausländische Hilfsabwürfe aus der Luft.

Hilfsorganisationen halten diese Maßnahmen jedoch für unzureichend und logistisch riskant.

Todesopferzahl übersteigt 60.000

Nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Gaza wurden seit Beginn der israelischen Militäroffensive vor fast zwei Jahren mehr als 60.000 Palästinenser getötet.

Die Mehrheit der Opfer seien Frauen und Kinder, so die UN und die Behörden in Gaza – Angaben, die von Israel bestritten werden.

Völkermordvorwürfe aus Israel selbst

Erstmals haben zwei führende israelische Menschenrechtsorganisationen – B’Tselem und Physicians for Human Rights Israel – ihrer eigenen Regierung vorgeworfen, in Gaza einen Völkermord zu begehen. Sie verweisen auf die gezielte Zerstörung des Gesundheitssystems und auf Äußerungen hochrangiger Regierungsvertreter als Belege.

Krise ohne absehbares Ende

Trotz wachsenden internationalen Drucks stocken die Waffenstillstandsverhandlungen. Mit zunehmender Hungersnot, steigenden Opferzahlen und vertieften politischen Gräben deutet nichts darauf hin, dass sich die humanitäre Katastrophe in Gaza ohne grundlegende Veränderungen vor Ort bald entschärfen wird.

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