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Russland wegen Verbrechen in der Ukraine und dem Abschuss von Flug MH17 schuldig gesprochen

MH17
Alexander Gafarro / Shutterstock.com

Der Kreml erklärt, dass er das Urteil ignorieren will.

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Der Kreml erklärt, dass er das Urteil ignorieren will.

Was passiert gerade?

In einem wegweisenden Urteil hat der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) Russland für eine Vielzahl von Menschenrechtsverletzungen in der Ukraine verantwortlich gemacht – zum ersten Mal überhaupt wurde Moskau von einem internationalen Gericht im Zusammenhang mit dem Konflikt offiziell zur Rechenschaft gezogen.

MH17-Abschuss russlandtreuen Separatisten zugeschrieben

Einer der bedeutendsten Punkte des Urteils betrifft die Verantwortung Russlands für den Abschuss des Malaysia-Airlines-Flugs MH17 im Jahr 2014.

Das Gericht kam zu dem Schluss, dass das Flugzeug von einer russischen Buk-Rakete getroffen wurde, die aus einem von Separatisten kontrollierten Gebiet im Osten der Ukraine abgefeuert worden war. Alle 298 Insassen kamen dabei ums Leben.

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Urteil umfasst Mord, Vergewaltigung und Kriegsverbrechen

Das Urteil des EGMR bezieht sich auf vier große Verfahren, die von der Ukraine und den Niederlanden angestrengt wurden.

Es stellt Russlands Beteiligung an Tötungen, Folter, sexueller Gewalt, der Zerstörung ziviler Infrastruktur sowie der Verschleppung ukrainischer Kinder fest.

Sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe

Gerichtspräsident Mattias Guyomar verurteilte den Einsatz von Vergewaltigung und sexueller Gewalt durch russische Truppen als gezielte Taktik zur Demoralisierung der ukrainischen Bevölkerung.

Solche Handlungen seien als Folter zu werten und Teil einer strategisch geplanten Einschüchterungskampagne, sagte der französische Richter.

Symbolischer Sieg trotz russischer Ablehnung

Obwohl das Urteil ein moralischer und rechtlicher Meilenstein ist, bleibt seine praktische Wirkung begrenzt.

Der Kreml wies die Entscheidung umgehend zurück. Sprecher Dmitri Peskow erklärte, man werde sie ignorieren und halte sie für nichtig.

MH17-Hinterbliebene sehen Schritt in Richtung Gerechtigkeit

Für Angehörige der MH17-Opfer bedeutet das Urteil ein Stück lang ersehnter Anerkennung.

„Es ist ein echter Schritt hin zu der Erkenntnis, wer wirklich verantwortlich war“, sagte Thomas Schansman, der seinen jugendlichen Sohn bei dem Unglück verlor und selbst rechtlich gegen Russland vorgeht, gegenüber der Nachrichtenagentur AP.

UN und niederländische Gerichte bestätigen ähnliche Ergebnisse

Das EGMR-Urteil folgt auf ähnliche Entscheidungen: Im Mai machte auch die UN-Luftfahrtbehörde Russland für den MH17-Abschuss verantwortlich. Zuvor hatten niederländische Gerichte drei Männer – darunter zwei Russen – in Abwesenheit wegen mehrfachen Mordes verurteilt.

Gericht weiterhin zuständig – trotz Russlands Ausschluss

Auch wenn Russland 2022 nach dem Beginn der großangelegten Invasion aus dem Europarat ausgeschlossen wurde, behält der EGMR die Zuständigkeit für Fälle, die sich auf Ereignisse vor dem Ausschluss beziehen. So können bereits eingeleitete Verfahren weitergeführt werden.

10.000 weitere Klagen in Vorbereitung

Die Urteile vom Mittwoch sind erst der Anfang. Die Ukraine hat weitere Beschwerden eingereicht, und fast 10.000 Einzelklagen gegen Russland liegen derzeit beim EGMR.

Der Ruf nach einem neuen Tribunal

Die Ukraine plant nun die Einrichtung eines internationalen Tribunals, um die russische Führung wegen Verbrechen im Zusammenhang mit der Invasion strafrechtlich zu verfolgen.

Präsident Wolodymyr Selenskyj genehmigte die Initiative offiziell im vergangenen Monat und verlieh damit den internationalen Rechtsbemühungen neue Dynamik.

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