„Langfristig, sobald wir unsere Methode verfeinert haben, schätzen wir, dass wir die Kosten um bis zu 50 Prozent senken können“, sagt einer der Wissenschaftler.
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„Langfristig, sobald wir unsere Methode verfeinert haben, schätzen wir, dass wir die Kosten um bis zu 50 Prozent senken können“, sagt einer der Wissenschaftler.
Schon einmal von Taxol gehört?

Taxol, ein Wirkstoff, der in der Chemotherapie eingesetzt wird, gehört zu den am häufigsten verwendeten Medikamenten zur Behandlung von Brust-, Eierstock-, Gebärmutterhals- und Lungenkrebs.
Die Herstellung ist jedoch teuer, aufwendig und belastet die Umwelt, da sie über einen komplexen chemischen Prozess erfolgt.
Jahrzehntelange Suche

Seit 30 Jahren versuchen Wissenschaftler weltweit zu verstehen, wie Taxol, das aus der Pazifischen Eibe stammt, auf natürliche Weise gebildet wird. Wenn dieser Prozess entschlüsselt werden könnte, ließe sich der Wirkstoff biotechnologisch herstellen.
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Doch die letzten Schritte dieses Prozesses blieben bisher unbekannt – bis jetzt.
Zwei fehlende Puzzlestücke entdeckt

Einem Forschungsteam der Universität Kopenhagen ist es gelungen, die zwei fehlenden Puzzlestücke zu finden: Sie haben die Enzyme identifiziert, die für die letzten beiden entscheidenden Schritte in dem biologischen Prozess verantwortlich sind, durch den Taxol seine medizinische Wirkung entfaltet.
Der Heilige Gral

„Mit der Entdeckung der letzten beiden Enzyme verstehen wir nun vollständig, wie der Wirkstoff gebildet wird. Dadurch konnten wir eine biotechnologische Methode entwickeln, um Taxol in Hefezellen herzustellen“, sagt Sotirios Kampranis, Professor am Department für Pflanzen- und Umweltwissenschaften und Hauptautor der in der Fachzeitschrift Nature Synthesis veröffentlichten Studie.
Wie funktioniert das?

Die Methode besteht darin, die Gene aus der Eibe, die für die Produktion von Taxol verantwortlich sind, zu isolieren und in Hefezellen einzuschleusen.
Auf diese Weise werden die Hefezellen zu Wirtsorganismen bzw. zu kleinen Zellfabriken, die nun über das „Rezept“ zur Herstellung von Taxol verfügen.
Patentanmeldung eingereicht

„Mit dieser neuen Methode können wir Taxol deutlich kostengünstiger herstellen als mit herkömmlichen Produktionsverfahren. Langfristig, sobald wir unsere Methode weiter verfeinert haben, schätzen wir, dass wir die Kosten um bis zu 50 Prozent senken können“, sagt Assistenzprofessorin und Erstautorin Feiyan Liang.
Bedeutung für Frauen in Entwicklungsländern

Die Aussicht auf günstigeres Taxol ist besonders wichtig, da Eierstockkrebs weltweit stark zunimmt.
Die Zahl der Krankheitsfälle wird bis 2050 voraussichtlich um mehr als 55 Prozent steigen – die überwiegende Mehrheit davon in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen.
Auch die Zahl der Todesfälle durch diese Krankheit wird im selben Zeitraum voraussichtlich um fast 70 Prozent zunehmen.
20.000 US-Dollar pro Kilogramm

Derzeit kostet Taxol über 20.000 US-Dollar pro Kilogramm und zählt damit zu den teuersten pharmazeutischen Wirkstoffen überhaupt, so die Plattform Pharmacompass.
Deutlich nachhaltiger

Die neue Methode ist nicht nur kostengünstiger, sondern auch wesentlich nachhaltiger als die herkömmliche chemische Synthese.
Ein großer Vorteil besteht darin, dass keine schädlichen Chemikalien und Lösungsmittel verwendet werden, wie sie in der chemischen Produktion üblich sind.
Es ist möglich

„Wir möchten zeigen, dass es möglich ist, eine biotechnologische Produktion von Arzneimitteln zu schaffen, die sowohl nachhaltig als auch bezahlbar ist. Davon gibt es heute nur sehr wenige Beispiele – aber wir haben nun das Fundament dafür gelegt“, so das Fazit von Sotirios Kampranis.
Was ist Taxol?

Ursprünglich wurde Taxol aus der inneren Rinde der Pazifischen Eibe (Taxus brevifolia) gewonnen. Da die Konzentration von Taxol in der Rinde jedoch sehr gering ist, musste die gesamte Rinde entfernt werden – was den Baum tötete.
Langsames Wachstum

Eiben benötigen 70 bis 100 Jahre, um ihre volle Größe zu erreichen. Für jede Behandlung werden etwa zwei Bäume benötigt – ein extrem nicht nachhaltiges Verfahren, das bereits vor vielen Jahren eingestellt wurde. Dennoch steht die Eibe in manchen Regionen auch heute noch unter Druck.