Der ehemalige Präsident hat sein erstes Interview seit dem Verlassen des Weißen Hauses gegeben – und er zeigt sich nicht beeindruckt davon, wie die Trump-Regierung agiert.
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Der ehemalige Präsident hat sein erstes Interview seit dem Verlassen des Weißen Hauses gegeben – und er zeigt sich nicht beeindruckt davon, wie die Trump-Regierung agiert.
Schweigen seit dem Rücktritt

Der ehemalige US-Präsident Joe Biden hat sich seit seinem Auszug aus dem Weißen Haus kaum öffentlich geäußert. Doch nun hat er der BBC ein Interview gegeben – über seinen Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen und seine Sicht auf die Trump-Regierung. Dabei war Biden ungewöhnlich offen.
Unter Amerikas Würde

Der Ex-Präsident zeigte sich sichtlich verärgert darüber, wie der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj bei dem berüchtigten Treffen im Weißen Haus behandelt wurde. „Es war unter Amerikas Würde, wie das Ganze ablief“, sagte Biden.
„Was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor?“

Anschließend sprach er darüber, wie Trump den „Golf von Mexiko“ in den „Golf von Amerika“ umbenannt habe, über Pläne, Panama zu übernehmen, Grönland zu kaufen und Kanada zum 51. Bundesstaat zu machen. Biden kommentierte all das mit den Worten: „Was, zum Teufel, geht hier eigentlich vor? Welcher Präsident spricht so etwas aus?“
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Sorge um den internationalen Ruf

In den USA ist innenpolitisch viel los, doch Biden zeigte sich besonders besorgt über das internationale Ansehen der Vereinigten Staaten in der Zukunft. Er äußerte ernsthafte Sorgen über das atlantische Bündnis und befürchtet, dass dessen Zerfall die moderne Weltgeschichte verändern würde.
Zweifel an den USA unter den Verbündeten

Das NATO-Versprechen lautet, „jeden Zentimeter“ des Bündnisgebiets mit der vollen kollektiven Stärke zu verteidigen. Die Trump-Regierung hingegen hat sich wiederholt über andere NATO-Mitglieder beschwert und behauptet, die USA würden ausgenutzt. Biden befürchtet, dass diese Rhetorik das Vertrauen der Verbündeten untergräbt – mit der Folge, dass sie im Ernstfall an der Verlässlichkeit der USA zweifeln könnten.
Keine Führungsmacht der freien Welt mehr?

Wenn Europa das Vertrauen in das Bündnis mit den USA verliert, so fürchtet Biden, könnte dies dazu führen, dass die Führungsrolle der USA als „Führer der freien Welt“ grundsätzlich infrage gestellt wird. Ohne diese Rolle werde es für die USA schwieriger, international Einfluss zu nehmen – nicht nur in Kriegsfragen, sondern auch in anderen globalen Angelegenheiten.
Zum Rückzug aus dem Präsidentschaftsrennen

Biden verließ das Weiße Haus im Alter von 82 Jahren. Während seiner Amtszeit wurde sein Alter immer wieder kritisch thematisiert. Er trat letztlich aus dem Rennen zurück, um Kamala Harris den Vortritt zu lassen. Im Gespräch mit der BBC betonte Biden, dass ein früherer Rückzug seinerseits seiner Meinung nach den Wahlausgang nicht beeinflusst hätte.
Trump „verhält sich nicht wie ein republikanischer Präsident“

Das Wort „beispiellos“ ist seit Trumps Amtsantritt eines der am häufigsten verwendeten in der englischen Sprache. Bekannt für seinen undiplomatischen Stil in Politik und Außenpolitik, hält Biden Trump nicht für einen typischen republikanischen Präsidenten. Statt die Demokratie weltweit zu fördern, trügen seine Handlungen dazu bei, dass sie sich zurückentwickle.
Putin wird nicht aufhören

Der Krieg zwischen Russland und der Ukraine geht ins vierte Jahr. Die Trump-Regierung hat vergeblich versucht, ein Friedensabkommen zu vermitteln. In dem Interview bezeichnet Biden Trumps Umgang mit Putin als „moderne Beschwichtigungspolitik“ und fügt hinzu, dass jeder, der glaube, Putin würde einfach aufhören, sich täusche.
Jede Generation muss kämpfen

Zum Abschluss des Interviews sagte Biden, jede Generation müsse für die Demokratie kämpfen – und der Westen tue dies nun schon seit 80 Jahren. Er fürchtet jedoch, dass derzeit das Bewusstsein für die Folgen dessen, was weltweit passiert, verloren geht.