Das russische U-Boot Novorossiysk B-61 hat das Mittelmeer verlassen, was eine symbolische Veränderung für die russische Flotte in der Region markiert. Gleichzeitig stärkt Moskau seine Präsenz mit neuen Strategien in Libyen und der Sahelzone.
Das schreibt die italienische Zeitung Corriere Della Sera.
Strategischer Rückzug oder Umgruppierung?
In der Nacht zum 2. Januar passierte das russische U-Boot Novorossiysk B-61 die Straße von Gibraltar und fuhr in den Atlantik, auf dem Weg in die Ostsee.
Dieses symbolische Ereignis bedeutet, dass Russland zum ersten Mal seit 2013 keine konventionellen U-Boote mehr im Mittelmeer hat. Experten warnen jedoch, dass nuklearbetriebene U-Boote weiterhin in der Region operieren könnten.
Die Entscheidung steht im Zusammenhang mit dem Zusammenbruch des Assad-Regimes in Syrien, was Unsicherheiten über die Zukunft von Russlands Basen im Land, wie Tartus und Latakia, geschaffen hat. Diese Basen waren seit 2013 entscheidend für Russlands permanente Seestreitkraft im Mittelmeer.
Moskau richtet den Blick auf Libyen
Angesichts der unsicheren Lage in Syrien scheint Russland seinen Fokus stattdessen auf Libyen zu verlagern. Hochentwickelte militärische Ausrüstung, einschließlich Radar und Flugabwehrraketen, wurde von Syrien zur Basis al Khadima in Kyrenaika verlegt, die von General Khalifa Haftar kontrolliert wird.
Laut diplomatischen Quellen versucht Moskau, mit Haftar ein Abkommen auszuhandeln, um neue Marineanlagen entlang der libyschen Küste zu errichten. Die Pläne stoßen jedoch sowohl auf westlichen Druck als auch auf logistische Hindernisse, da die Infrastruktur umfangreich ausgebaut werden muss.
Neue Züge in der Sahelzone
Gleichzeitig hat Russland seine Flüge nach Bamako in Mali intensiviert, einem Schlüsselpunkt für Kremls Expansion in der Sahelzone. Die Strategie zielt darauf ab, Russlands Präsenz in einer zunehmend instabilen Region zu verstärken, teilweise durch ehemalige Wagner-Gruppen, die bereits in Libyen und Mali aktiv sind.
Eine ungewisse Zukunft
Trotz des Abzugs der Novorossiysk bleibt Russlands Präsenz im Mittelmeer bestehen. Mehrere Fregatten, amphibische Schiffe und das Aufklärungsschiff Kildin operieren weiterhin in der Region. Zudem setzt Moskau seine diplomatischen Bemühungen in Libyen und Syrien fort, einschließlich Kontakten zu einflussreichen Figuren wie Abu Mohammed al Jolani.
Der Rückzug der Novorossiysk kann eher als Umgruppierung denn als Rückzug betrachtet werden. Russland passt seine Strategie an eine sich schnell verändernde geopolitische Realität an, in der das Mittelmeer und die Sahelzone zentrale Bestandteile von Kremls langfristigen Ambitionen bleiben.