Ziel ist es, potenzielle Bedrohungen anhand vager Kriterien wie „extreme Meinungen“ oder Respektlosigkeit gegenüber russischen Werten zu erkennen.
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Ziel ist es, potenzielle Bedrohungen anhand vager Kriterien wie „extreme Meinungen“ oder Respektlosigkeit gegenüber russischen Werten zu erkennen.
Eine neue Mission für russische Lehrer

Russische Pädagogen haben neue staatliche Richtlinien erhalten, die sie anweisen, ausländische Schüler auf Anzeichen von „kriminellen Tendenzen“ zu überwachen.
Die Anweisungen fordern Lehrer auf, Klassendiskussionen, schriftliche Arbeiten und sogar das Online-Verhalten der Schüler genau zu beobachten.
Beobachtungslisten im Klassenzimmer

Lehrer sollen bestimmte Themen markieren, insbesondere wenn sie von ausländischen Schülern häufig angesprochen werden.
Dazu gehören politische oder religiöse Fragen, Kritik an russischen Staatssymbolen oder wahrgenommene Respektlosigkeit gegenüber dem historischen Gedächtnis.
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Sogar Desinteresse an patriotischen Unterrichtsreihen wie den „Wichtigen Gesprächen“ kann nun als Warnsignal gelten.
Von Aufsätzen bis Web-Surfen

Laut den Richtlinien sollen Lehrer die Aufsätze der Schüler auf subtile Anzeichen von Widerstand oder Ablehnung traditioneller russischer Normen prüfen.
Sie werden auch angewiesen zu beobachten, ob Schüler Interesse an sogenanntem „destruktivem“ oder „schockierendem“ Online-Inhalt zeigen – wobei schon bloße Neugier als gefährlich interpretiert werden kann.
Anonyme Umfragen und Einzelgespräche

Um ein „objektives Bild“ zu erhalten, sollen Lehrer informelle Gespräche führen oder anonyme Umfragen durchführen.
Diese „weicheren“ Methoden sollen unausgesprochene Einstellungen offenlegen und Schüler identifizieren, die eine „Intervention“ benötigen.
Pflicht-Patriotismus

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Die Richtlinien schlagen vor, dass Schulen Gruppenaktivitäten veranstalten, die „russische geistige und moralische Werte“, gesellschaftliche Etikette und Ehrfurcht vor der nationalen Geschichte fördern.
Dies sind nicht nur kulturelle Lektionen; sie werden als Instrumente zur „Prävention illegaler Handlungen“ und zur Formung von „korrektem Verhalten“ dargestellt.
Lehrer wehren sich

Kritiker innerhalb Russlands äußern Bedenken.
Wsewolod Luchowizkij, Co-Vorsitzender der Lehrergewerkschaft „Uchitel“, stellte die gezielte Fokussierung auf ausländische Schüler infrage:
„Warum sollten wir annehmen, dass gerade Kinder von Migranten sich illegal verhalten?“ fragte er.
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Andere Pädagogen befürchten, dass die vage Sprache zu Diskriminierung führen könnte.
Psychologen schlagen Alarm

Familienpsychologin Anastasia Kotelnikowa wies die Wirksamkeit solcher überwachungsgetriebenen Maßnahmen zurück.
Echte Wertevermittlung, so argumentiert sie, werde nicht durch Vorträge oder Fragebögen erreicht, sondern durch Gemeinschaft, Vertrauen und Beständigkeit.
„Werte sollten keine Vorlesung sein“, sagte sie. „Sie sollten ein Umfeld sein.“
Migrantenschüler unter Druck

Das harte Vorgehen im Bildungsbereich fällt zusammen mit breiteren Bemühungen, Migrantenschüler zu marginalisieren.
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Ein neues Gesetzesvorhaben in der Duma schlägt vor, von ausländischen Kindern an öffentlichen Schulen Schulgeld zu verlangen – mit dem Verweis auf Überfüllung und Belastung für die Lehrer.
Kritiker warnen jedoch, dies würde gegen Russlands eigene Verfassung verstoßen.
Nationale Sicherheit oder kulturelle Kontrolle?

Beamte behaupten, die neuen Regeln seien in Zusammenarbeit mit dem Innenministerium und Bildungsexperten entwickelt worden.
Doch angesichts zunehmender Fremdenfeindlichkeit und Russlands Tradition, Schulen als ideologische Werkzeuge zu nutzen, sehen viele darin einen weiteren Schritt hin zu institutionalisierter Verdächtigung – diesmal gegen Kinder.