Vor den Präsidentschaftswahlen in Russland erlebt die Republik Baschkortostan eine deutliche Zunahme an zivilen Unruhen.
Am letzten Dienstag wurde die Stadt Baymak zum Epizentrum von Massenprotesten, ausgelöst durch die Verurteilung des lokalen Aktivisten Fail Alsynov. Alsynov, bekannt für seinen Einsatz für den Umweltschutz, wurde zu vier Jahren Gefängnis wegen angeblicher Anstiftung zum ethnischen Hass verurteilt, ein Vorwurf, der von seinen Unterstützern und unabhängigen Medien stark bestritten wird.
Laut Dw.com beteiligten sich etwa 10.000 Menschen an der Demonstration vor dem Gericht am Tag von Alsynovs Prozess, was auf tiefgreifende öffentliche Unzufriedenheit hinweist. Die Proteste, die von mehreren Zusammenstößen mit der Polizei geprägt waren, führten zu zahlreichen Festnahmen, wie unabhängige Medienquellen berichteten.
Trotz der Drohungen des Gouverneurs Radiy Khabirov, der die Demonstranten als "Extremisten und Verräter" brandmarkte, nahmen die Demonstrationen weiter an Fahrt auf. Khabirovs Warnung vor entschlossenem Vorgehen der Sicherheitskräfte konnte die Demonstranten nicht abschrecken, die durch Ruslan Gabbasov, Vorsitzender des Baschkirischen Nationalen Bewegungsausschusses im Ausland, weiter angefeuert wurden.
Gabbasov, derzeit im Exil, forderte die Fortsetzung und Ausweitung der Proteste in ganz Baschkortostan und rief zu einer Kampagne des zivilen Ungehorsams auf.
Die Kontroverse um Alsynov entstand aus seiner Teilnahme an Protesten gegen geplante Goldminenprojekte in der Nähe von Izhmuryzino im Frühjahr 2023. Sein Widerstand gegen die Minenprojekte, die angeblich mit der Regionalverwaltung in Verbindung stehen, gilt als der eigentliche Grund für seine Verhaftung und Verurteilung, nicht der offizielle Vorwurf des Anstiftens zum ethnischen Hass.
Baschkortostan, Heimat von über 4 Millionen Menschen, hat eine bedeutende Bevölkerung von ethnischen Minderheiten, vor allem Baschkiren und Tataren. Die jüngste Mobilisierung für den russischen Einmarsch in der Ukraine hat diese Gemeinschaften unverhältnismäßig betroffen gemacht, was bei unabhängigen Beobachtern Bedenken hinsichtlich der Häufigkeit der Einberufung und des Fronteinsatzes von Angehörigen ethnischer Minderheiten aufkommen ließ.
Angesichts der bevorstehenden Präsidentschaftswahlen stellt die Behandlung von Alsynov und die darauffolgenden Proteste eine Herausforderung für die russischen Behörden dar.
Die Politikwissenschaftlerin Yekaterina Schulmann vermutet, dass die Reaktion der Regierung auf die Proteste Teil einer Strategie sein könnte, um negative Publicity zu vermeiden, insbesondere im Licht der anstehenden Wahlen. Der Einsatz von Blendgranaten und direkte Konfrontationen mit Demonstranten, wie in Baschkortostan beobachtet, könnten jedoch auf einen aggressiveren Ansatz der Behörden hindeuten und auf mögliche Verwaltungsdysfunktionen innerhalb der Regierung hinweisen.
Die Situation in Baschkortostan hebt nicht nur den wachsenden internen Dissens innerhalb Russlands hervor, sondern stellt auch eine bedeutende Herausforderung für die Autorität der Regierung dar, da das Land sich auf die Präsidentschaftswahlen am 17. März vorbereitet.