Die Inflationsrate in der Türkei stieg im Mai auf über 75 % und verzeichnete damit einen Anstieg von 3,4 % gegenüber dem Vormonat.
Diese am Montag veröffentlichten Zahlen unterstreichen die anhaltende wirtschaftliche Instabilität des Landes. Trotz einer Änderung der Zinspolitik zu Beginn des Jahres bleibt die Inflation unnachgiebig.
Die Zentralbank hat begonnen, die Zinssätze zum ersten Mal seit Jahren zu erhöhen, wobei der aktuelle Satz bei 50 % liegt. Die Beamten hoffen, die Inflation bis Ende des Jahres auf 38 % senken zu können.
Historisch gesehen hat sich Erdogan geweigert, die Zinsen zu erhöhen, und stattdessen eine Reihe von Zinssenkungen vorgenommen, selbst als die Inflation in die Höhe schnellte und im Oktober 2022 einen Rekordwert von 85,5 % erreichte.
Widerstand gegen ökonomische Orthodoxie
Erdogans unkonventionelle Wirtschaftsstrategien stehen oft im Widerspruch zu den gängigen Wirtschaftstheorien.
Er behauptet, dass eine "Zinslobby" darauf abzielt, der türkischen Wirtschaft zu schaden, und argumentiert, dass hohe Zinsen die Schaffung von Arbeitsplätzen und persönlichen Wohlstand behindern.
Seine Haltung wird auch von islamischen Lehren beeinflusst, die Zinsen verbieten, wie vom Schwedischen Institut für Internationale Angelegenheiten (UI) festgestellt wurde.
Der häufige Austausch von Zentralbankgouverneuren durch den Präsidenten hat die Geldpolitik weiter destabilisiert und zu erheblichen Schwankungen geführt.
Erdogan hatte das Ziel, den Zinssatz bis zu den Präsidentschaftswahlen 2023 auf 5 % zu senken, ein Ziel, das viele Ökonomen aufgrund seiner Überzeugung, dass hohe Zinsen die Inflation anheizen, verwirrte, entgegen der konventionellen ökonomischen Weisheit.
Vertrauen der Öffentlichkeit schwindet
Die neuesten Inflationsdaten zeigen einen starken Anstieg der Lebensmittelpreise, die im Mai allein um 3,7 % gestiegen sind.
Dieser inflationsbedingte Druck hat das öffentliche Vertrauen in Erdogans Führung untergraben, ein Gefühl, das sich in den Kommunalwahlen im April widerspiegelte, bei denen seine Partei, die AKP, wichtige Bürgermeisterwahlen in Istanbul und Ankara verlor.
Der Verlust von Istanbul war besonders ein symbolischer und praktischer Rückschlag für Erdogan. Paul Levin, Leiter des Instituts für Türkeistudien an der Universität Stockholm, sagte gegenüber SvD,
"Erdogans Niederlage in Istanbul ist sowohl symbolisch als auch realistisch bedeutend. Es zeigt, dass er verwundbar ist und besiegt werden kann."