Die Spannungen rund um Taiwan erscheinen geografisch weit entfernt. Doch für Europa und für Deutschland hat die Entwicklung eine unmittelbare wirtschaftliche Dimension. Der Konflikt berührt Lieferketten, Industrieproduktion und die Frage, wie widerstandsfähig Europas Wirtschaft wirklich ist.
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Für viele deutsche Schlüsselindustrien ist Taiwan ein unverzichtbarer Partner. Halbleiter aus der Region stecken in Autos, Maschinen und Medizintechnik.
Der CDU-Bundestagsabgeordnete und Taiwan-Experte Klaus-Peter Willsch warnt deshalb in einem Interview, wie n-tv berichtet: „In Deutschland wird häufig unterschätzt, welche massiven wirtschaftlichen und technologischen Folgen ein Konflikt um Taiwan hätte.“
Nach Einschätzung des Vorsitzenden der Deutsch-Taiwanischen Parlamentariergruppe betrifft diese Abhängigkeit nicht nur einzelne Unternehmen. Sie erkläre, warum die Industriestaaten ein starkes Interesse daran hätten, eine Eskalation zu verhindern.
Militärische Kulisse
Vor diesem Hintergrund sorgt die militärische Entwicklung für zusätzliche Nervosität. Nach Berichten mehrerer deutscher Medien, darunter t-online, führt China derzeit ein groß angelegtes Manöver rund um Taiwan durch.
Die Übung trägt den Namen „Mission Gerechtigkeit 2025“ und bindet Kräfte aus Marine, Luftwaffe und Raketenverbänden ein.
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Taiwans Verteidigungsministerium sprach von zahlreichen Flugzeugen und Kriegsschiffen in der Nähe der Insel. Internationale Beobachter meldeten zudem Raketenstarts von der chinesischen Insel Pingtan, nur wenige Kilometer von Taiwan entfernt, wie t-online unter Verweis auf AFP berichtet.
Handel unter Druck
Besondere Aufmerksamkeit gilt den geübten Blockade-Szenarien. Laut t-online simuliert China dabei auch Einschränkungen rund um zentrale taiwanische Häfen im Norden und Süden der Insel. Die Taiwanstraße zählt zu den wichtigsten Handelsrouten der Welt.
Nach Schätzungen passieren dort jährlich Waren im Wert von rund 2,45 Billionen Dollar. Das Manöver hatte bereits Auswirkungen auf den zivilen Flugverkehr – ein Vorgeschmack darauf, wie schnell wirtschaftliche Abläufe gestört werden könnten.
Politische Signale
Taiwans Präsident Lai Ching-te verurteilte das Vorgehen Pekings als „unverfrorene Provokation“ und warnte vor Gefahren für die regionale Stabilität, wie t-online berichtet. Zugleich betonte er, Taiwan wolle keine weitere Eskalation.
Ein unmittelbarer Krieg gilt weiterhin als unwahrscheinlich. Doch für Europa stellt sich zunehmend die Frage, wie widerstandsfähig die eigene Wirtschaft ist. Der Konflikt um Taiwan rückt damit auch Debatten über Resilienz, Industriepolitik und strategische Autonomie in den Mittelpunkt.
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Quellen: n-tv, t-online