Ungarn gibt Veto auf – EU verlängert Sanktionen gegen Russland

Morten Lyhne Petersen

5 Stunden vor

|

15/03/2025
Welt
Photo: Sandor Szmutko / Shutterstock.com
Photo: Sandor Szmutko / Shutterstock.com
Kurz vor Ablauf der Frist hat Ungarn sein Veto zurückgezogen.

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Ungarn hat seinen Widerstand aufgegeben und damit den Weg für die Verlängerung der EU-Sanktionen gegen mehr als 2.400 Personen und Organisationen, hauptsächlich aus Russland, frei gemacht. Die Entscheidung fiel nur zwei Tage, bevor die Maßnahmen außer Kraft getreten wären.

Der Durchbruch gelang am Freitagmorgen nach tagelangen Blockaden und gescheiterten Vermittlungsversuchen unter den EU-Botschaftern.

Die Sanktionen, die als Reaktion auf Russlands umfassenden Angriff auf die Ukraine verhängt wurden, wären ohne eine einstimmige Zustimmung am Samstag um Mitternacht ausgelaufen.

Hinter den Kulissen der Verhandlungen

Budapest hatte die Verlängerung blockiert und gefordert, dass bestimmte Personen von der EU-Sanktionsliste gestrichen werden. Nach intensiven Verhandlungen einigten sich die EU-Diplomaten schließlich darauf, vier Personen zu entfernen – darunter drei, die mutmaßlich auf Ungarns Wunschliste standen:

  • Gulbahor Ismailova, die Schwester des Oligarchen Alischer Usmanow

  • Viatcheslav Mosche Kantor, Oligarch

  • Michail Degtjarjow, Russlands Sportminister

  • Wladimir Raschewski, Unternehmer (entfernt wegen „unzureichender rechtlicher Grundlage“)

Zusätzlich wurden drei bereits verstorbene Personen von der Liste gestrichen.

„Sie sind wohl zur Vernunft gekommen“, kommentierte ein hochrangiger EU-Diplomat gegenüber Euronews. „Ihnen wurde klar, dass es keine gute Strategie ist, sich auf Putins Seite zu stellen.“

Budapests wiederholte Blockadehaltung

Es ist bereits das zweite Mal innerhalb von drei Monaten, dass die Regierung von Ministerpräsident Viktor Orbán den EU-Sanktionsmechanismus infrage stellt. Im Januar hatte Ungarn Einwände gegen umfassendere sektorale Sanktionen erhoben, gab jedoch nach, nachdem es eine unverbindliche Erklärung zur Energiesicherheit erhielt.

Dieses Mal drehte sich der Streit um die Liste der sanktionierten Personen und Organisationen. Darunter befinden sich russische Regierungsvertreter, Oligarchen, Militärkommandeure, Medienschaffende sowie Mitglieder der Wagner-Gruppe. Auch hunderte Unternehmen aus strategisch wichtigen russischen Industrien sind betroffen.

Die Sanktionen beinhalten Vermögenssperren und Einreiseverbote. Zu den prominentesten Zielpersonen zählen Präsident Wladimir Putin und Außenminister Sergej Lawrow.

Orbáns abweichender Kurs in der Ukraine-Frage

Die ungarische Regierung hat immer wieder Zweifel an der EU-Strategie gegenüber der Ukraine geäußert und für eine Neubewertung der Haltung plädiert – insbesondere vor dem Hintergrund von Donald Trumps möglicher Rückkehr ins Weiße Haus und dessen angekündigtem Bestreben, eine Friedenslösung auszuhandeln.

Beim letzten EU-Gipfel blockierte Orbán gemeinsame Schlussfolgerungen zur Ukraine, sodass die übrigen 26 Mitgliedsstaaten gezwungen waren, eine gesonderte Erklärung ohne Ungarns Unterschrift zu veröffentlichen.

„Ungarn verfolgt eine andere strategische Linie in der Ukraine-Frage“, erklärte der Präsident des Europäischen Rates, António Costa. „Das bedeutet, dass Ungarn unter den 27 Mitgliedstaaten isoliert ist.“

Orbán konterte: „Die Europäische Union hat sich mit ihrer Sanktionspolitik selbst von den USA, China und Russland isoliert. Wenn hier jemand isoliert ist, dann die EU.“

Einordnung in den geopolitischen Kontext

Das Sanktionsdrama spielte sich vor dem Hintergrund neuer Verhandlungen zwischen den USA und der Ukraine ab. Kiew bot eine 30-tägige Waffenruhe an, während Washington seine vorübergehende Aussetzung militärischer Unterstützung und Geheimdienstkooperationen aufhob.

„Jetzt liegt der Ball bei Russland“, erklärte US-Außenminister Marco Rubio.

Putin zeigte sich prinzipiell offen, verlangte jedoch eine Klärung „gewisser Nuancen“ – insbesondere eine Garantie, dass die Ukraine während eines Waffenstillstands keine weiteren Waffenlieferungen erhält.

Unterdessen arbeitet die Europäische Kommission bereits an einem 17. Sanktionspaket gegen Russland.