Mehr als 240.000 Seiten an FBI-Überwachungsdokumenten wurden nun öffentlich gemacht.
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Mehr als 240.000 Seiten mit Überwachungsdokumenten des FBI über Martin Luther King Jr. sind Jahrzehnte früher als geplant öffentlich gemacht worden.
Während die Trump-Regierung den Schritt als Akt der Transparenz bezeichnet, warnen Kings Familie und Bürgerrechtsorganisationen vor einer Verzerrung der Geschichte und neu aufgewühltem Schmerz.
Umfangreiches Archiv veröffentlicht

Die Trump-Regierung hat ein riesiges Archiv von FBI-Dokumenten freigegeben, die die Überwachung von Dr. Martin Luther King Jr. durch die US-Regierung detailliert beschreiben – trotz Einsprüchen seiner Familie und der Southern Christian Leadership Conference (SCLC), der von King mitgegründeten Bürgerrechtsorganisation.
Jahrzehntelang versiegelt

Laut Associated Press und Digi24 umfassen die Akten mehr als 240.000 Seiten und waren ursprünglich per Gerichtsbeschluss bis 2027 versiegelt.
Das FBI hatte die Dokumente während Kings Führung in der Bürgerrechtsbewegung zusammengetragen – unter Einsatz von Abhörmaßnahmen, Informanten und Überwachung, mit dem Ziel, seine Arbeit und seinen Ruf zu untergraben.
Appell der King-Familie

Kings überlebende Kinder – Martin Luther King III und Bernice King – wurden im Vorfeld über die Veröffentlichung informiert.
Sie veröffentlichten eine öffentliche Erklärung, in der sie Leser:innen und Medien dazu aufriefen, das Material mit Vorsicht, Empathie und historischem Bewusstsein zu betrachten.
„Öffentliches Interesse – aber auch persönlicher Schmerz“

„Diese Akten müssen im vollen historischen Kontext betrachtet werden“, schrieben sie. „Als Kinder von Dr. King und Mrs. Coretta Scott King ist sein tragischer Tod für uns ein zutiefst persönlicher Verlust… eine Leere, die unsere Familie seit über 57 Jahren begleitet.“
„Wir bitten alle, die an der Veröffentlichung beteiligt sind, dies mit Einfühlungsvermögen, Zurückhaltung und Respekt gegenüber unserer anhaltenden Trauer zu tun.“
Gezielte Kampagne des FBI gegen King

Vieles, was in den nun freigegebenen Akten steht, bestätigt, was Historiker:innen bereits dokumentiert haben: Der damalige FBI-Direktor J. Edgar Hoover sah in King keinen Helden, sondern eine Bedrohung.
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Unter seiner Leitung startete das FBI das berüchtigte Programm COINTELPRO – ein Überwachungs- und Desinformationsprojekt, das sich gezielt gegen Bürgerrechtsaktivisten richtete.
Kings Hotelzimmer wurden verwanzt, seine Telefone abgehört und sein engstes Umfeld unterwandert.
Familie verurteilt staatliche Übergriffe

„Er war Ziel einer invasiven, aggressiven und zutiefst verstörenden Kampagne aus Überwachung und Desinformation“, erklärten Kings Kinder.
„Das Ziel war nicht nur, ihn zu überwachen, sondern seinen Ruf zu zerstören – und damit auch die gesamte Bürgerrechtsbewegung.“
Auch die SCLC äußerte sich besorgt und verurteilte die Veröffentlichung der Dokumente ohne ausreichend historischen Kontext. Die Organisation bezeichnete das Vorgehen des FBI als Teil eines düsteren Kapitels der US-Geschichte.
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„Diese Handlungen waren nicht nur Eingriffe in die Privatsphäre, sondern gezielte Angriffe auf die Wahrheit – mit dem Ziel, diejenigen zum Schweigen zu bringen, die den Status quo infrage stellten“, so die Familie.
Teil einer größeren Offenlegungskampagne

Die Veröffentlichung erfüllt einen Teil einer Executive Order, die Präsident Donald Trump im Januar unterzeichnet hatte. Diese sieht auch die Freigabe von Dokumenten im Zusammenhang mit den Attentaten auf John F. Kennedy und Robert F. Kennedy vor.
Die Maßnahme sorgt aufgrund ihres Zeitpunkts für Stirnrunzeln.
Trump steht wegen des Umgangs seiner Regierung mit dem Jeffrey-Epstein-Skandal unter Druck. Kritiker sehen in der Veröffentlichung einen Ablenkungsversuch, der Transparenz suggerieren und politische Aufmerksamkeit umlenken soll.
JFK- und RFK-Akten

Bereits im März hatte Trump JFK-Dokumente deklassifiziert, im April folgten teilweise Veröffentlichungen zu Robert F. Kennedy.
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Mit der Freigabe der MLK-Akten bereiten sich Historiker:innen und Journalist:innen nun darauf vor, die Unterlagen nach bisher unbekannten Details über eine der wichtigsten Persönlichkeiten der amerikanischen Geschichte zu durchforsten.
Anhaltende Zweifel an Kings Ermordung

Obwohl James Earl Ray 1968 die Ermordung Kings gestand, widerrief er später und beteuerte bis zu seinem Tod 1998 seine Unschuld.
Die King-Familie äußerte seit langem Zweifel an der offiziellen Version und forderte weitere Untersuchungen.
1998 ordnete die damalige US-Justizministerin Janet Reno eine erneute Prüfung an.
Das Justizministerium kam letztlich zu dem Schluss, dass es keine Beweise gebe, die Rays Verurteilung widersprächen – doch unter Kings Angehörigen und vielen Bürgerrechtler:innen bleiben Zweifel bestehen.
Kings Kampf für wirtschaftliche Gerechtigkeit

In den letzten Jahren vor seinem Tod verlagerte King seinen Fokus auf wirtschaftliche Gerechtigkeit und seine Opposition zum Vietnamkrieg.
Seine Kritik am Kapitalismus und Militarismus sowie sein Einsatz für eine „Poor People’s Campaign“ machten ihn über das FBI hinaus zu einem politisch unbequemen Gegner.