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Dänemark schafft Briefzustellung ab – ein 400-jähriges Kapitel endet

Dänemark schafft Briefzustellung ab – ein 400-jähriges Kapitel endet
Trygve Finkelsen / Shutterstock.com

In Dänemark läuft ein historischer Wandel an: Noch bis Jahresende landen Briefe im Kasten, dann stoppt PostNord die Zustellung. Was in Dänemark beginnt, könnte für viele europäische Länder ein Vorgeschmack auf die Zukunft sein.

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Laut mehreren Berichten, darunter Bild und TV 2 Danmark, geht die dänische Briefmenge seit Jahren stark zurück. Seit dem Jahr 2000 ist das Volumen um über 90 Prozent gesunken.

PostNord, der gemeinsame Post- und Logistikkonzern Dänemarks und Schwedens, erklärte in einer Mitteilung, man wolle sich in Dänemark künftig „als bevorzugter Paketdienst“ auf den boomenden Onlinehandel konzentrieren.

In diesem Zusammenhang sagte Kim Pedersen, Geschäftsführer von PostNord Danmark: „Wir sind seit 400 Jahren das Postwesen der Dänen gewesen, und deshalb ist es eine schwierige Entscheidung, diesen Teil unserer Geschichte abzuschließen. Die Dänen sind zunehmend digital geworden, und das bedeutet, dass es heute nur noch sehr wenige Briefe gibt.“

Mit dem Aus des Briefgeschäfts verschwinden auch die ikonischen roten Kästen. Sie sollen ins Museum wandern, während private Anbieter die restliche Briefbeförderung übernehmen. Der Schritt markiert das Ende einer Tradition und den Übergang in ein fast vollständig digitales Kommunikationssystem.

Digitale Post in Dänemark – so funktioniert das System

Dänemark gehört laut Statistiken der Vereinten Nationen seit Jahren zu den am stärksten digitalisierten Staaten Europas. Ein zentraler Baustein ist das landesweite System für „Digital Post“, über das Behörden ihre gesamte Kommunikation mit Bürgerinnen und Bürgern elektronisch abwickeln.

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Der Dienst ist für nahezu alle Erwachsenen verpflichtend. Nur bestimmte Gruppen, etwa Menschen mit Einschränkungen oder ohne ausreichende digitale Möglichkeiten, können sich befreien lassen.

Neue Anbieter bereit

Der dänische Sender TV 2 berichtete, dass der Dienstleister Dao die landesweite Zustellung übernehmen möchte. Dessen Chef Hans Peter Nissen sagte, das Modell sei tragfähig, weil es Briefe mit Paketen, Zeitungen und Magazinen kombiniere. Dao bietet Sendungen ab 23 Kronen (rund 3,10 Euro) an, während PostNord zuletzt 29 Kronen (rund 3,90 Euro) berechnete.

Auch für Menschen, die von digitaler Post befreit sind – nach Angaben von TV 2 rund 271.000 –, soll eine Übergangsphase organisiert werden. Die Regierung und Kommunen stehen laut PostNord im Austausch, um betroffene Bürger zu unterstützen.

Symbol eines Wandels

Die Entwicklung reicht weit über Dänemark hinaus. Die Universal Postal Union berichtet seit Jahren von rückläufigen Briefmengen, ein Trend, der durch die COVID‑19‑Pandemie noch beschleunigt wurde.

In Schweden, wo PostNord weiter Briefe austrägt, bleibt der Dienst jedoch vorerst bestehen. Doch die Abschaffung in Dänemark gilt Beobachtern als Warnsignal, besonders für traditionelle Bereiche wie Weihnachtskarten, die womöglich bald nur noch eine Erinnerung sein könnten.

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Blick nach Deutschland

Nach Angaben der Bild betont die DHL-Group, der deutsche Markt sei anders strukturiert. Sprecher Alexander Edenhofer sagte: „Trotz Mengenrückgangs bleibt der Brief in Deutschland wichtig, und wir gehen davon aus, dass wir noch viele Jahre Briefe bearbeiten und zustellen werden.“

Gleichzeitig mahnte er politische Rahmenbedingungen an, da der europäische Rückgang auch hier zu spüren sei.

Quellen: Bild, Ritzau, TV 2, Universal Postal Union, Vereinte Nationen