Dubai vermarktet sich als globaler Knotenpunkt für Kapital und Ideen. Hinter dieser Erzählung entsteht ein weniger sichtbarer Wandel, getragen von Frauen, die Unternehmen gründen und Märkte prägen. Ihr Einfluss wächst, doch er folgt eigenen Regeln.
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Als Investorin und Unternehmerin beobachtet Loulou Khazen die Startup-Szene aus nächster Nähe. In Gesprächen mit Gründern fällt ihr weniger das Geschäftsmodell als die Selbstinszenierung auf, wie n-tv berichtet.
„Wenn ich männliche Gründer habe, die zum Pitch kommen, sprechen die über die Weltherrschaft und wie sie das Ding zum Unicorn machen werden. Und die Gründerin verlangt nur einen kleinen Betrag, wenn es ums Fundraising geht.“ Khazen beschreibt damit ein Muster, das den Zugang zu Kapital indirekt beeinflusst.
Diese Zurückhaltung ist kein formelles Hindernis, beeinflusst jedoch Investorenentscheidungen und Wachstumschancen.
Dienstleistungen dominieren
Recherchen zeigen, dass sich weibliche Gründungen in Dubai stark auf Dienstleistungen, von Beratung über Gastronomie bis zu Gesundheitsangeboten, konzentrieren, wie n-tv berichtet.
Handel und E-Commerce folgen mit Abstand. Viele Konzepte richten sich an Familien oder Lifestyle-Märkte.
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Kapital als Engpass
Oz Erbas Soydaner, die ein Unternehmen für Baby- und Kleinkindnahrung betreibt, erlebt Finanzierungsgrenzen im Alltag. „Leider ist die Finanzierung von so traditionellen Segmenten wie der Lebensmittelbranche nicht so gut wie bei Fintech zum Beispiel.“
Besonders deutlich wird die Lücke im Tech-Bereich. Zwar entstehen zunehmend von Frauen geführte Plattformen und Apps, doch das Investitionsvolumen bleibt gering.
Wirtschaftsexpertin Heena Nazir verweist auf Daten, nach denen weniger als ein Prozent des Risikokapitals an Startups mit reinen Frauenteams fließt. Förderfonds und Netzwerkformate existieren, verändern die Gesamtverteilung aber nur langsam.
Ein Standort mit Signalwirkung
Trotzdem zieht Dubai Gründerinnen an. Freihandelszonen mit vollständigem Auslandsbesitz, standardisierte Lizenzen und steuerliche Vorteile senken Einstiegshürden.
Die Regierung betont öffentlich die Rolle von Emirati-Unternehmerinnen und unterstreicht damit politischen Rückhalt. Netzwerke wie der Dubai Business Women Council sollen diesen Kurs unterstützen, werden aber auch kritisch gesehen. Khazen fordert, dass „Frauen und Männer als eins betrachtet und integriert werden“ sollten.
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Richtung klar, Tempo offen
Im regionalen Kontext gilt Dubai als vergleichsweise offener Standort für Unternehmerinnen, auch wenn Investitionen in von Frauen geführte Startups weiterhin selten sind.
Die Richtung ist damit vorgegeben. Ob sich das Tempo erhöht, entscheidet sich nicht in Programmen, sondern an Investorenentscheidungen.
Quelle: n-tv