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Die weiterhin ungelöste Frage nach dem Ursprung von Covid-19

Covid-19
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Über fünf Jahre nach Beginn der Pandemie gibt es noch immer keine eindeutige Antwort auf eine der wichtigsten Fragen: Wie genau begann Covid-19? Neue Einschätzungen, alte Zweifel und politische Spannungen sorgen dafür, dass die Diskussion nicht zur Ruhe kommt.

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Wie die Wissenschaftsjournalistin Jane Qiu im Guardian analysiert, ist der Streit um den Ursprung von Covid-19 keine klassische Links-rechts-Debatte. Vielmehr zeige er, wie tief das Misstrauen gegenüber wissenschaftlichen Institutionen inzwischen sitzt.

Qiu berichtet, dass zahlreiche angesehene Forscher:innen die Frage weiterhin für offen halten. Die verfügbaren Studien zu natürlichen Ursprüngen seien nicht wertlos, jedoch unvollständig, auch wegen begrenzter Datenlage und fehlender Transparenz. Der Virologe Vincent Munster kritisiert gegenüber Qiu, manche Kollegen verteidigten ihre Positionen „wie eine Religion“.

Politische Bewertungen

Parallel zur wissenschaftlichen Debatte haben sich staatliche Einschätzungen verändert. ZDF berichtet, dass mehrere westliche Geheimdienste einen Laborunfall inzwischen für möglich oder wahrscheinlich halten, darunter auch der deutsche Bundesnachrichtendienst.

Datenanalyst Gilles Demaneuf sagt: „Wir konnten anhand der damaligen verfügbaren Informationen die Labor-Theorie wissenschaftlich nicht ausschließen.“ Solche Bewertungen beruhen jedoch teils auf nicht öffentlichen Informationen und unterscheiden sich methodisch deutlich von wissenschaftlichen Beweisen.

Forschung unter Druck

Ein wiederkehrendes Thema der Debatte ist die internationale Virusforschung. Das ZDF verweist auf Arbeiten am Wuhan Institute of Virology, wo unter anderem an Fledermaus-Coronaviren geforscht wurde, um zukünftige Pandemien zu verhindern.

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Der Molekularbiologe Richard Ebright warnte in einer ZDFinfo-Dokumentation: „Diese Forschung birgt existenzielle Risiken.“ Seine Kritik richtet sich weniger gegen einzelne Labore als gegen ein globales System, das riskante Forschung ermögliche, ohne ausreichend Vertrauen zu schaffen.

Indizien und Deutung

Zu den häufig genannten Hinweisen auf einen möglichen Laborunfall zählen laut ZDF verschiedene ungeklärte Vorgänge, darunter verschwundene Forschungsdaten und Berichte über erkrankte Mitarbeiter vor dem offiziellen Ausbruch.

Kritiker sehen darin Warnsignale, Befürworter eines natürlichen Ursprungs halten sie für nicht belastbar oder erklärbar.

Diese Punkte werden öffentlich intensiv diskutiert, sind wissenschaftlich jedoch schwer einzuordnen, solange zentrale Daten fehlen oder nicht überprüfbar sind.

Eine offene Leerstelle

Sowohl das ZDF als auch der Guardian betonen, dass es bislang keine abschließenden Beweise für irgendeine Theorie gibt. Die anhaltende Debatte zeigt, wie schwierig es ist, globale Gesundheitskrisen rückblickend aufzuklären.

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Der Ursprung von Covid-19 bleibt damit weniger ein ungelöstes Rätsel als ein Prüfstein für Transparenz, Verantwortung und Vertrauen in der Wissenschaft.

Quellen: The Guardian, ZDF