Jens Asbjørn Bøgen
Er nennt dabei ausdrücklich Frankreich, Deutschland und Polen als Länder, die das Verhältnis verschlechtert haben.
Während eines Treffens mit den Chefs internationaler Nachrichtenagenturen im Juni 2025 sprach der russische Präsident Wladimir Putin über eine Vielzahl unterschiedlicher Themen, darunter die Lage im Nahen Osten, seine Beziehung zu Donald Trump sowie Gespräche mit dem deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz.
Er äußerte sich aber auch dazu, wann sich seiner Ansicht nach das Verhältnis zwischen dem Westen und Russland zu verschlechtern begann.
Laut Putin müsse für alle klar sein, dass sich die Dinge im Jahr 2014 in die falsche Richtung entwickelten – dem Jahr, in dem Russland die Krim annektierte, die international als ukrainisches Staatsgebiet anerkannt ist.
Doch Putin ist der Ansicht, dass die Annexion nicht der eigentliche Grund gewesen sei.
Der Putsch
Putin warf westlichen Ländern vor, dazu beigetragen zu haben, dass der damalige ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch von der Macht entfernt wurde.
Janukowitsch war Mitglied der prorussischen Partei der Regionen, und Putin bezeichnete seine Absetzung als einen „Putsch“.
Laut Reuters sagte Putin:
„Frankreich, Deutschland und Polen kamen nach Kiew und unterzeichneten als Garanten ein Abkommen zwischen der Opposition und den von Präsident (Wiktor) Janukowitsch geführten Behörden.
Ein paar Tage später startete die Opposition einen Putsch. Und niemand hat auch nur geniest, als wäre nichts geschehen.“
Warum wurde Janukowitsch abgesetzt?
Bereits 2012 hatten die Ukraine und die EU ein Freihandels- und Assoziierungsabkommen ausgehandelt. Das ukrainische Parlament billigte 2013 sogar die Fertigstellung des Abkommens.
Doch Russland setzte die Ukraine unter Druck, indem es ukrainische Importe beschränkte und damit faktisch einen Handelskrieg begann, um die Ukraine davon abzuhalten, das Abkommen zu unterzeichnen.
Eine Woche bevor das Abkommen finalisiert werden sollte, kündigte Janukowitsch überraschend an, dass die Ukraine aus dem Abkommen aussteige.
Stattdessen wollte er die wirtschaftlichen Beziehungen zu Russland stärken.
Der Maidan-Aufstand
Der plötzliche Kurswechsel löste Proteste in der ukrainischen Hauptstadt Kiew aus, die später als „Maidan-Aufstand“ oder „Euromaidan“ bekannt wurden.
Janukowitsch wurde beschuldigt, während der Proteste die ukrainischen Spezialeinheiten der Polizei eingesetzt zu haben, um Demonstranten zu bedrohen, anzugreifen und zu foltern.
Die Lage eskalierte im Januar 2014 erheblich, als Janukowitsch eine Reihe von Anti-Protest-Gesetzen unterzeichnete.
Die ersten Demonstranten kamen bei gewaltsamen Zusammenstößen mit der Polizei ums Leben, und im Laufe des folgenden Monats starben fast 100 Demonstranten sowie 13 Polizeibeamte bei den Auseinandersetzungen.
Im Februar unterzeichneten Janukowitsch und die Führer der parlamentarischen Opposition in der Ukraine ein Abkommen zur Bildung einer Übergangsregierung der nationalen Einheit.
Die Unterzeichnung wurde von den Außenministern Polens, Deutschlands und Frankreichs bezeugt. Der russische Vertreter unterzeichnete das Abkommen nicht.
Am Nachmittag zog sich die Polizei aus Kiew zurück, wodurch die Demonstranten die Kontrolle über die Stadt erlangten, und Janukowitsch floh.
„Was sind die Regeln?“
Putin fragte anschließend rhetorisch, dass man immer höre, man müsse sich an Regeln halten, warf dem Westen jedoch vor, dieses Prinzip selbst nicht zu befolgen.
„Schreibt ihr Regeln für andere, wollt euch aber selbst an nichts halten? Wer soll so leben? Dort hat die Krise begonnen“, sagte Putin laut Reuters.
Der russische Präsident sprach anschließend darüber, dass die Weltordnung seit dem Zweiten Weltkrieg auf einem Machtgleichgewicht zwischen den Siegern beruht habe.
„Und nun ist einer der Sieger verschwunden – die Sowjetunion ist zerfallen. Nun begannen die westlichen Staaten, diese Regeln für sich selbst umzuschreiben. Was sind das für Regeln?“
Quellen: Reuters, Wikipedia, Encyclopedia Britannica, Open Society Foundations, Le Monde, Barron’s, Atlantic Council