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Zwischen Sport und Politik: Die widersprüchliche Rückkehr russischer Athleten

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Je näher die Winterspiele in Mailand und Cortina d’Ampezzo rücken, desto deutlicher werden die Bruchlinien. Athletinnen und Athleten aus Russland und Belarus kehren zurück, aber nur unter Bedingungen, die von Sportart zu Sportart stark variieren. Hinter den Entscheidungen stehen weniger sportliche Kriterien als politische, juristische und symbolische Erwägungen.

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Das Ergebnis ist weder ein klarer Ausschluss noch eine vollständige Öffnung, sondern ein System selektiver Zulassungen, das Fragen nach Glaubwürdigkeit und Konsistenz aufwirft.

Politik auf Skiern

Den größten Einfluss auf neue Öffnungen hatte zuletzt das Internationale Sportgericht Cas. Nach dessen Urteil musste der Ski-Weltverband FIS russischen und belarussischen Athletinnen und Athleten den Zugang zu Qualifikationswettkämpfen ermöglichen.

Wie die taz berichtet, profitierten davon unter anderem die Langläufer Sawelij Korostelew und Darja Neprjajewa, die im Weltcup von Davos ausreichend Punkte für Olympia sammelten.

Die Überprüfung ihrer politischen Neutralität folgte den Empfehlungen des IOC. Dabei ging es um mögliche Militärzugehörigkeit oder öffentliche Unterstützung des Krieges. Kritiker sehen darin ein formales Verfahren, das Zweifel zwar erfasst, aber selten zu Ausschlüssen führt.

Auch im Skispringen kam Bewegung auf. Kurz vor der Vierschanzentournee meldet n-tv, dass Danil Sadrejew und Michail Nasarow den Status neutraler Athleten erhalten haben. Ihre mögliche Teilnahme gilt als weiterer Beleg dafür, dass juristischer Druck stärker wirkt als politische Zurückhaltung.

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Grenzen der Öffnung

Ganz anders fällt die Bewertung in Sportarten aus, die eng mit Sicherheitsfragen verbunden sind. Wie die Welt unter Verweis auf dpa berichtet, hält der Biathlon-Weltverband IBU am Ausschluss fest. Neben der Waffennutzung verweist der Verband auf die militärischen Verbindungen vieler russischer Biathlon-Athleten.

IBU-Kommunikationsdirektor Christian Winkler sagt der dpa: „Was ich aber sagen würde: Das Bild ist schon schwer vorstellbar, dass ukrainische und russische Athleten mit einem Gewehr nebeneinanderstehen.“ Diese Argumentation macht den Biathlon zu einem Symbolfall dafür, wo Neutralität als unzureichend angesehen wird.

Auch im Eishockey bleiben die Linien klar. Wie Welt berichtet, sind russische und belarussische Nationalteams weiterhin ausgeschlossen. Der Weltverband IIHF folgt der IOC-Empfehlung, wodurch das olympische Turnier trotz NHL-Stars ohne diese Mannschaften auskommen muss.

Eis als Testfeld

Auf dem Eis zeigt sich die Widersprüchlichkeit besonders deutlich. Nach dpa-Angaben durften im Eisschnelllauf einzelne Athleten aus Russland und Belarus bei Weltcups starten, die als Olympia-Qualifikation gelten, wie die Welt berichtet. Zeiten und Quotenplätze entscheiden hier, nicht politische Symbolik.

Im Eiskunstlauf bestätigte das IOC bereits Quotenplätze für Einzelstarter unter neutraler Flagge, schloss aber Paarlauf und Eistanz aus. Der Präsident der Deutschen Eislauf-Union, Andreas Wagner, sagt: „Wenn jetzt die Entscheidung getroffen worden wäre, sie weiterhin komplett auszuschließen, hätte ich damit gut leben können.“

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Bob, Skeleton und Rodeln unterliegen wiederum individuellen Prüfverfahren. Zulassungen gelten nur für bestimmte Disziplinen und können jederzeit zurückgenommen werden.

Erinnerung und Ausblick

Die Debatte erinnert an Peking 2022, als politische Spannungen die Spiele überschatteten. Damals standen sportliche Rivalitäten im Fokus, heute sind es Fragen nach Verantwortung und Glaubwürdigkeit. Die Winterspiele in Italien könnten zeigen, ob der aktuelle Kurs tragfähig ist oder nur ein Übergangsmodell.

Der Überblick zeigt, dass Neutralität bei Olympia inzwischen unterschiedlich interpretiert wird.

Quellen: dpa, n-tv, taz, Welt

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