Startseite Politik Ohne außenpolitische Erfahrung: Wer ist Trumps Gesandter für Grönland eigentlich?

Ohne außenpolitische Erfahrung: Wer ist Trumps Gesandter für Grönland eigentlich?

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Die Ernennung kam ohne lange Vorbereitung und hat international Fragen aufgeworfen. Ein Gouverneur aus dem Süden der USA rückt plötzlich in den Fokus arktischer Machtpolitik. Dahinter steht weniger Diplomatie als ein politisches Signal.

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Präsident Donald Trump hat Jeff Landry, den amtierenden Gouverneur von Louisiana, zum Sondergesandten für Grönland ernannt. Der Auftrag ist nicht klar umrissen, doch er steht in direktem Zusammenhang mit Trumps anhaltendem Interesse an dem halbautonomen Gebiet.

Reaktionen im Norden

In Grönland selbst fiel die erste Reaktion betont nüchtern aus. Die grönländische Abgeordnete Aaja Chemnitz erklärte auf Facebook, Landry sei zum Besuch willkommen, bekräftigte aber erneut, dass Grönland nicht zum Verkauf stehe, wie The New York Times berichtet.

Auch aus Dänemark gab es zunächst keine offizielle Bewertung. Beobachter in Europa werten die Personalie daher eher als politischen Testballon denn als Beginn konkreter Verhandlungen.

Die Ernennung unterstreicht vor allem Trumps Entschlossenheit, das Thema trotz klarer Ablehnung weiter auf der Agenda zu halten.

Trumps außenpolitisches Signal

Die Auswahl Landrys passt in ein Muster, das Kommentatoren in den USA wiederholt beschrieben haben. Trump besetzt heikle außenpolitische Aufgaben häufig mit Vertrauten, nicht mit Karrierediplomaten.

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Damit sendet er zwei Botschaften zugleich. Nach innen belohnt er Loyalität, nach außen signalisiert er, dass politische Nähe zum Präsidenten wichtiger ist als institutionelle Erfahrung. Gerade gegenüber NATO-Partnern wie Dänemark kann dies als bewusste Provokation gewertet werden.

The New York Times ordnet Landry deshalb weniger als klassischen Unterhändler ein, sondern als politischen Statthalter des Präsidenten.

Ein innenpolitischer Akteur

Landrys bisherige Laufbahn ist fast vollständig innenpolitisch geprägt. Wie Der Standard berichtet, war er Polizist, Jurist, später Generalstaatsanwalt von Louisiana und gewann 2023 die Gouverneurswahl.

In diesen Rollen machte er sich einen Namen als entschiedener Gegner von Umweltauflagen, Impfregeln und liberaler Gesellschaftspolitik. Unterstützer loben seine Konsequenz, Kritiker sehen darin eine bewusste Zuspitzung gesellschaftlicher Konflikte.

Seine Nähe zu Trump zeigte sich auch darin, dass er dessen politische Linie öffentlich und ohne erkennbare Distanz unterstützte.

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Risiken der Ernennung

Erfahrungen in internationaler Diplomatie bringt Landry kaum mit. Ein Wirtschaftsauftritt auf der Pariser Luftfahrtmesse gehört zu den wenigen internationalen Erfahrungen seiner Amtszeit, wie The New York Times berichtet.

Medien in den USA und Europa warnen daher vor einem erhöhten Konfliktpotenzial. Ein Sondergesandter ohne diplomatische Routine könnte bestehende Spannungen zwischen Washington, Kopenhagen und Nuuk eher verschärfen als entschärfen.

Landry selbst betont, sein neues Amt sei mit dem Gouverneursposten vereinbar. Ob diese Doppelrolle der Komplexität des Themas gerecht wird, bleibt offen.

Quellen: Der Standard, The New York Times

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