Als die Vierschanzentournee beginnt, steht Daniel Tschofenig an einem anderen Punkt als vor einem Jahr. Der Österreicher reist als Titelverteidiger an, doch die Leichtigkeit des vergangenen Winters ist bisher ausgeblieben.
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Der Übergang vom Überraschungssieger zum Maßstab ist im Skispringen selten geradlinig. Auch für Tschofenig verläuft diese Phase nicht ohne Reibung.
Saison im Stocken
Sportlich ist der Winter bislang von Schwankungen geprägt. Nach einem frühen Erfolg in Lillehammer folgten Ergebnisse, die hinter den Erwartungen zurückblieben.
Besonders deutlich wurde das zuletzt in Engelberg, wo Tschofenig den zweiten Durchgang verpasste. Wie er gegenüber ZDFheute erklärte, seien die Ursachen vor allem im Sommer zu suchen.
Zwei Muskelfaserrisse in den Adduktoren hätten seine Vorbereitung eingeschränkt. Im Skispringen, wo Rhythmus und Wiederholung zentral sind, wirken sich Trainingspausen oft länger aus als in anderen Disziplinen.
Neue Rolle
Der Erfolg des Vorjahres veränderte nicht nur die sportliche Ausgangslage, sondern auch den Blick von außen. Mit Tournee-Sieg und Gesamtweltcup rückte Tschofenig stärker ins öffentliche Interesse.
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Das zeigte sich auch in seiner Wahl zum Sportler des Jahres in Österreich. Nach Angaben des Springers kam diese Auszeichnung unerwartet, schon die Nominierung habe ihn überrascht.
Mit dem neuen Status ging eine veränderte Wahrnehmung einher. „Mich betrachten viele Leute ganz anders als vor meinem Tournee-Erfolg“, sagte Tschofenig gegenüber ZDFheute. Der Umgang damit sei zunächst ungewohnt gewesen, inzwischen aber Teil des Alltags.
Erinnerungen an den Lauf
Rückblickend beschreibt Tschofenig die vergangene Vierschanzentournee als Ausnahmezustand. Zwar habe er zuvor solide Ergebnisse gezeigt, doch der Verlauf entwickelte eine eigene Dynamik.
„Dass ich mich dort in einen solchen Flow springen würde, hätte ich nicht gedacht.” Der besondere Reiz habe auch darin bestanden, dass der Gesamtsieg innerhalb des österreichischen Teams entschieden wurde.
Solche Phasen lassen sich im Skispringen kaum konservieren. Oft folgt auf einen Flow eine Zeit der Neujustierung, in der kleine Abweichungen größere Wirkung entfalten.
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Maßstab im Weltcup
Aktuell gibt ein anderer den Takt vor. Der Slowene Domen Prevc dominiert den Weltcup und setzt die Konkurrenz unter Druck.
Tschofenig sagte ZDFheute, er halte es für möglich, dass Prevc bei der Tournee weniger dominant auftrete, räumte aber zugleich dessen außergewöhnliche Qualitäten ein. Besonders dessen Gefühl für die Luft im Flug sei selten.
Für sich selbst sieht Tschofenig weniger körperliche als mentale und technische Defizite. Ihm fehlten Sprünge, Vertrauen und Feingefühl. Entscheidend sei nun, wieder Stabilität aufzubauen – unabhängig davon, was diese Tournee bringt.
Quelle: ZDFheute