Während die diplomatischen Bemühungen im Ukraine-Krieg eine heikle Phase erreichen, rückt die Idee einer internationalen Friedensmission erneut in den Fokus – und Deutschland signalisiert nun eine mögliche Beteiligung. Auch wenn noch kein Waffenstillstand vereinbart wurde, markiert die Diskussion eine subtile, aber bedeutende Veränderung in der europäischen Haltung.
Deutschlands Position beginnt sich zu wandeln
Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius erklärte am Donnerstag, Deutschland könne sich an einer Friedensmission in der Ukraine beteiligen, sofern ein Waffenstillstand oder ein Friedensabkommen erreicht werde.
„Ich kann mir keine Situation vorstellen, in der Deutschland sich nicht an dem beteiligt, was als Ergebnis von Verhandlungen folgt“, sagte Pistorius und betonte Deutschlands umfassendere Verantwortung für die Stabilität in Europa.
Allerdings dämpfte Pistorius die Erwartungen umgehend. Wie unter anderem die Kyiv Independent und Digi24 berichteten, wies er darauf hin, dass noch viele Fragen ungeklärt seien.
Dazu gehörten die Größe und das Mandat einer solchen Mission, wer sie autorisieren würde und was die Ukraine hinsichtlich einer ausländischen Truppenpräsenz nach Ende der Kampfhandlungen akzeptieren würde.
„Das ist nichts, was öffentlich diskutiert werden sollte, solange wir nicht einmal wissen, ob ein Waffenstillstand überhaupt zur Debatte steht“, fügte er hinzu und betonte, dass vor jeglichen formellen Zusagen Vorsicht geboten sei.
Zögerliche Reaktion aus der Ukraine
Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj äußerte sich nach einem Gipfeltreffen in Paris ebenfalls zurückhaltend. „Es gibt noch viele Fragen und zu wenige Antworten“, sagte er im Hinblick auf eine mögliche europäische Truppenentsendung auf ukrainisches Territorium.
Selenskyj fordert seit Langem ein stärkeres europäisches Engagement, zeigt sich jedoch vorsichtig gegenüber Plänen ohne klare Zusagen.
Auch Deutschland selbst hat in den vergangenen Monaten widersprüchliche Signale gesendet. Im Februar erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz, es sei „zu früh und unangemessen“, über langfristige Sicherheitsgarantien für die Ukraine zu sprechen.
Pistorius äußerte zudem Zweifel, ob die USA europäische Partner in mögliche Friedensverhandlungen einbeziehen würden, und bemerkte: „Es gibt weder sichtbare noch hörbare Signale aus Washington, dass man uns einen Platz am Verhandlungstisch einräumen würde.“
Kritik an Gesprächen zwischen USA und Russland
Der deutsche Verteidigungsminister äußerte sich auch besorgt über ein kürzliches Telefonat zwischen Ex-Präsident Donald Trump und dem russischen Präsidenten Wladimir Putin.
„Putin spielt ganz offensichtlich ein Spiel“, warnte Pistorius. „Und ich glaube nicht, dass der amerikanische Präsident lange tatenlos zusehen wird.“
Während Europa sich auf mögliche Veränderungen in der US-Politik einstellt, deutet Deutschlands aktivere Haltung darauf hin, dass sich der Kontinent auf ein tieferes Engagement vorbereiten muss – unabhängig davon, ob Washington dabei die Führungsrolle übernimmt.