Eine neue Studie hat nun untersucht, warum insbesondere Frauen* während einer Erkältung weniger einfühlsam sind als sonst – und was dahintersteckt.
Das berichtet die Zeitung Mirror.
Krankheit beeinflusst unser Sozialverhalten
Erkrankungen setzen nicht nur dem Körper zu, sondern auch der Psyche. Die Studie, die unter der Leitung von Neurobiologin Vera Flasbeck in Kooperation mit dem LWL-Universitätsklinikum Bochum und dem Universitätsklinikum Essen durchgeführt wurde, zeigt: Wer krank ist, zieht sich sozial zurück, ist reizbarer und weniger mitfühlend. Der Grund liegt in den körpereigenen Entzündungsreaktionen.
Diese setzen chemische Prozesse in Gang, die müde, antriebslos und weniger kommunikativ machen. Ein Phänomen, das Wissenschaftler als "Sickness Behavior" bezeichnen – eine Art Selbstschutzmodus des Körpers, um Energie für die Genesung zu sparen.
Empathie für andere nimmt ab – aber nicht immer
Besonders überraschend: Frauen*, die generell als besonders empathisch gelten, zeigten in der Studie eine verminderte Einfühlsamkeit gegenüber psychischem Leid anderer, wenn sie selbst krank waren. Bei körperlichen Schmerzen hingegen blieb das Mitgefühl konstant.
Das bedeutet, dass ein physisch leidender Mensch weiterhin als bedauernswert empfunden wird, während psychische Probleme plötzlich in den Hintergrund rücken.
Die Forscher*innen erklären das mit einem überlebenswichtigen Mechanismus: In Krankheitsphasen konzentriert sich der Organismus auf das Wesentliche.
Dazu gehören die eigene Genesung und der Schutz der engsten Bezugspersonen, etwa Kinder oder nahe Familienmitglieder. Emotionale Ressourcen, die normalerweise für andere aufgebracht werden, werden dann verstärkt für das eigene Wohlbefinden eingesetzt.
Was bedeutet das für unseren Alltag?
Die Erkenntnisse der Studie können helfen, Missverständnisse im sozialen Miteinander zu vermeiden. Wenn jemand krank ist und plötzlich weniger empathisch reagiert, bedeutet das nicht mangelndes Interesse oder Gefühlskälte, sondern ist eine natürliche Schutzreaktion des Körpers.
Ein offenes Gespräch mit Familie, Freundinnen oder Partnerinnen kann helfen, solche Situationen besser zu verstehen und unnötige Konflikte zu vermeiden. Denn Empathie kann auch heißen, anzuerkennen, dass manchmal zuerst das eigene Wohlbefinden im Mittelpunkt stehen muss.