Kaum sind die Feiertage vorbei, verschwindet der Weihnachtsbaum aus den Wohnzimmern. Zurück bleibt eine nüchterne Frage: Wie umweltverträglich ist eine Tradition, die jedes Jahr millionenfach gepflegt wird?
Gerade lesen andere
Die Antwort ist weniger eindeutig als oft angenommen. Entscheidend sind Herkunft, Anbau und Nutzung, aber auch das, was nach dem Fest mit dem Baum passiert.
Wohin nach dem Fest
In vielen Kommunen werden ausgediente Weihnachtsbäume getrennt eingesammelt. Das Umweltbundesamt rät ausdrücklich dazu, diese Angebote zu nutzen, statt die Bäume selbst zu verbrennen, wie die Tagesschau berichtet.
Der Grund liegt im Holz: Stamm und Äste sind meist noch zu feucht, was beim Verbrennen zu hoher Staubbelastung und technischen Problemen führen kann. Fachgerecht entsorgt, werden die Bäume geschreddert.
Das Holz dient anschließend als Brennstoff in Heizkraftwerken, Nadeln und Zweige werden kompostiert. Auf diese Weise fließt ein Teil der Biomasse in den natürlichen Kreislauf zurück.
Plastik oder Natur
Regelmäßig wird der künstliche Weihnachtsbaum als klimafreundliche Alternative ins Spiel gebracht. Der Naturschutzbund Deutschland (NABU) weist laut Tagesschau jedoch darauf hin, dass Kunstbäume, meist Importware aus China, je nach Material einen CO₂-Fußabdruck von bis zu 40 Kilogramm haben können.
Lesen Sie auch
Dadurch würden sie im ungünstigsten Fall erst nach rund 17 Jahren eine ähnliche Umweltbilanz erreichen wie ein echter Baum. Das Umweltbundesamt betont, dass sich Natur- und Kunststoffbäume nicht pauschal vergleichen lassen, da Transportwege und Nutzungsdauer stark variieren.
Der Ökobilanz-Experte Matthias Fischer vom Fraunhofer-Institut ordnete die Debatte gegenüber der Tagesschau ein: „Im Vergleich zu anderen Wohlfühl-Geschenken, wie einem Weihnachtsurlaub im Süden, hat der Christbaum einen winzigen ökologischen Fußabdruck.“ Der Vergleich soll verdeutlichen, dass der Baum oft überschätzt wird, wenn es um individuelle Klimabelastungen geht.
Woher die Bäume stammen
Jährlich werden in Deutschland laut der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald mehr als 20 Millionen Weihnachtsbäume verkauft, wie Tagesschau berichtet. Der Markt wird klar von der Nordmanntanne dominiert.
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes wächst ein großer Teil der Bäume auf speziellen Anbauflächen außerhalb des Waldes. Ergänzt wird das Angebot durch Importe aus dem europäischen Ausland, vor allem aus Dänemark.
ZDF berichtet zudem über Kritik an der Herkunft der Nordmanntanne. Pflanzenexperte Elmar Mai verwies auf ökologische Schäden in den Ursprungsländern, die bei der Samengewinnung entstehen können.
Lesen Sie auch
Anbau und Alternativen
Der NABU kritisiert den Einsatz von Pestiziden und Kunstdüngern in vielen Weihnachtsbaumkulturen. Bio-zertifizierte Bäume oder Exemplare aus FSC-zertifizierten Forstbetrieben gelten als deutlich umweltfreundlicher.
Untersuchungen zeigen, dass ökologisch angebaute Bäume zudem mehr Insekten beherbergen als intensiv bewirtschaftete Plantagen. Die meisten dieser Tiere überleben den Umzug ins Wohnzimmer allerdings nicht.
Am besten schneidet nach Einschätzung vieler Fachleute ein regionaler, ökologisch angebauter Naturbaum ab. Kurze Transportwege und schlichte, wiederverwendbare Dekoration verbessern die Bilanz zusätzlich.
Quellen: Tagesschau, ZDF