Australien hat mit seinem neuen Zugangslimit für Unter‑16‑Jährige einen tiefen Einschnitt in den digitalen Alltag des Landes gesetzt. Während die Plattformen ihre Nutzerlisten bereinigen, versuchen Familien, Fachleute und Online‑Kreative einzuordnen, welche Folgen der abrupte Zugriffsstopp für Kommunikation und Einkommen haben wird. Der Schritt bringt zugleich europaweit politische Bewegung in die Frage, wie streng soziale Netzwerke reguliert werden sollten.
Gerade lesen andere
Das Gesetz, das seit Mittwoch gilt, verpflichtet Anbieter wie TikTok oder Instagram, Unter-16-Jährige auszusperren. Laut taz betrifft das rund 2,3 Millionen junge Nutzer:innen. Für viele bedeutet das einen abrupten Kommunikationswechsel.
Die 14-jährige Ruby Hooper erklärte, wie taz berichtet, soziale Medien seien für sie vor allem nützlich, um spontane Treffen zu koordinieren. Nun müsse sie auf Telefonate oder Kurznachrichten ausweichen.
Die Regierung verweist auf Risiken wie Mobbing, Erpressung oder unerwünschte Kontaktaufnahme. Premierminister Anthony Albanese betonte laut taz, Eltern hätten wiederholt auf psychische Belastungen ihrer Kinder hingewiesen.
Doch Forschende warnen vor zu groben Lösungen: Wie taz berichtet, löse der Ausschluss nach Ansicht von Expert:innen strukturelle Probleme nicht – besonders, weil soziale Medien unter anderem für homosexuelle Jugendliche in abgelegenen Regionen oft zentrale Austauschorte seien.
Wirtschaftliche Folgen für Content Creator
Mit der Sperre verschwinden nicht nur private Chats, sondern auch Publikum. Wie Der Standard mit Verweis auf Reuters berichtet, bemerkte der Musiker Harry Kirby als einer der Ersten starke Verluste: Innerhalb eines Tages gingen ihm rund 1.000 Instagram-Fans verloren. Content Creator Josh Partington erklärte wiederum, seine Videos hätten plötzlich kaum noch einen Bruchteil der üblichen Reichweite erzielt.
Lesen Sie auch
Weitere Content Creator bestätigten Reuters zufolge rückläufige Likes und Kommentare, was ihre Verträge mit Marken gefährden könnte. Einige versuchen, Newsletter und alternative Plattformen aufzubauen, um junge Fans nicht vollständig zu verlieren. Die Veränderungen treffen eine Branche, deren Geschäftsmodell auf Interaktion und Sichtbarkeit basiert.
Blick nach Deutschland
Während Australien den Kurs verschärft, sortiert sich die Politik in Deutschland neu. SPD-Justizministerin Stefanie Hubig sprach sich laut n-tv für eine klare Altersgrenze aus, um Jugendliche vor unnötigem Selbstdruck zu schützen. CDU-Politiker Carsten Linnemann zeigte sich offen für ein Verbot bis 16 Jahre, und Grünen-Vorsitzende Franziska Brantner warnte n-tv zufolge: „Diese unsozialen Medien machen unsere Kinder süchtig.“
Andere lehnen Einschränkungen ab: Die Bundesschülerkonferenz betonte laut Deutschlandfunk, Bildung statt Verbote müsse im Mittelpunkt stehen.
Eine Expertenkommission der Bundesregierung soll nun bis Sommer Vorschläge zu Altersgrenzen und digitalen Schutzräumen vorlegen, wie n-tv berichtet.
Quellen: Der Standard, Deutschlandfunk, n-tv, Reuters, taz