Mit manipulierten Frachtpapieren und neuen Verpackungen umgehen chinesische Exporteure US-Zölle
Gerade lesen andere
Mit manipulierten Frachtpapieren und neuen Verpackungen umgehen chinesische Exporteure US-Zölle

China hat eine ebenso clevere wie intransparente Methode gefunden, um die neuen, drastischen US-Zölle unter Präsident Donald Trump zu umgehen.
Nachdem Washington Importzölle von bis zu 145 Prozent auf chinesische Waren verhängt hatte, greifen Exporteure aus der Volksrepublik zunehmend zu einem verdeckten Trick:
Sie leiten Lieferungen über Drittstaaten um, um den wahren Ursprung der Produkte zu verschleiern und so die Strafzölle zu vermeiden.
Lesen Sie auch
„Liberation Day“ und seine Folgen

Der 2. April 2025, von Trump selbst als „Liberation Day“ gefeiert, markierte eine massive Verschärfung der US-Handelspolitik gegenüber 180 Ländern.
Zwar wurden einige der Maßnahmen später wieder abgemildert, China jedoch blieb im Zentrum der protektionistischen Offensive.
Die Folge: ein sprunghafter Anstieg an Umgehungsstrategien im Handel, vor allem durch kleinere Exporteure, die auf den Zugang zum US-Markt angewiesen sind.
Aufstieg der „Ursprungswäsche“

Zunehmend werden chinesische Produkte über Länder wie Malaysia oder Südkorea in die USA verschifft.
Diese Taktik, als „Ursprungswäsche“ bekannt, basiert auf der Veränderung von Versandpapieren und der Umetikettierung sowie Neuverpackung der Waren, sie erscheinen dann, als stammten sie aus dem Transitland. Auf diese Weise entgehen sie den US-Zöllen.
Schmuggelhilfe auf Social Media

Auf chinesischen Plattformen wie Xiaohongshu werben Anbieter offen für solche „Wäschedienste“. Ein Beitrag wirbt etwa mit:
„Durch Malaysia transitiert und schon sind es ‚südostasiatische‘ Waren!“
Andere bieten eine reibungslose Abwicklung beim US-Zoll für Produkte wie Besteck oder Bodenbeläge an, die in Malaysia umetikettiert wurden.
Die Preise: ab 5 RMB pro Kilogramm, umgerechnet rund 70 Cent.
Drittstaaten unter Druck

Die Länder, durch die diese Waren geschleust werden, reagieren zunehmend alarmiert.
Die südkoreanische Zollbehörde meldete kürzlich, gefälschte Ursprungsangaben im Wert von über 21 Millionen US-Dollar aufgedeckt zu haben, größtenteils bei Waren mit chinesischem Ursprung, die für den US-Markt bestimmt waren.
Auch Thailand hat seine Zollkontrollen verschärft, um nicht selbst zum Umschlagplatz für Zollflucht zu werden.
So funktioniert das System

Chinesische Exporteure verschicken ihre Waren zunächst zu regionalen Häfen wie Guangzhou oder Shenzhen.
Von dort aus gehen sie weiter an Transitorte wie Port Klang in Malaysia.
Dort werden sie entladen, neu verpackt, mit lokalen Produkten vermischt und erhalten durch lokale Produzenten neue Ursprungszertifikate, die den Eindruck legaler Herkunft erwecken.
Grauzonen im internationalen Handelsrecht

Nach US-Recht dürfen Waren aus Ländern importiert werden, in denen sie eine „wesentliche Verarbeitung“ erfahren haben etwa durch signifikante Veredelung oder Wertsteigerung.
Doch viele dieser Umgehungstaktiken basieren lediglich auf oberflächlicher Umetikettierung.
Sie bewegen sich in rechtlichen Graubereichen, die schwer zu verfolgen sind und aufwändige Ermittlungen erfordern.
Malaysia reagiert auf die Vorwürfe

Das malaysische Handelsministerium hat inzwischen Stellung bezogen.
In einer offiziellen Mitteilung bekräftigte die Regierung ihr Bekenntnis zu internationalen Handelsregeln.
Gleichzeitig kündigte sie ein hartes Vorgehen gegen gefälschte Ursprungsangaben an: Solche Täuschungsversuche seien eine „schwere Straftat“.
Zwischen Risiko und Überlebensdruck

Für viele chinesische Exporteure – insbesondere kleine und mittelständische Unternehmen, ist diese Strategie ein Überlebensmechanismus.
„Der Zoll ist einfach zu hoch“, erklärt ein Vertriebsmitarbeiter von Baitai Lighting. „Wenn wir aber über Nachbarländer exportieren, fällt er deutlich geringer aus.“
Für viele ist der US-Markt schlichtweg zu wichtig, um ihn kampflos aufzugeben auch wenn das Risiko steigt.
Alarmrufe von US-Importeuren

Auch in den USA schlagen Importeure zunehmend Alarm. Ein leitender Angestellter eines Amazon-Verkäufers berichtet von auffällig häufigen Änderungen bei Ursprungsangaben, und von wachsender Aufmerksamkeit seitens der US-Zollbehörden.
Bei Aufdeckung drohen Importstopp und Strafzahlungen, eine gefährliche Entwicklung in einem ohnehin angespannten Handelsumfeld.