Die europäische Sicherheit war lange Zeit eng mit den militärischen Kapazitäten der USA verknüpft – von Waffensystemen bis hin zum Austausch von Geheimdienstinformationen. Doch die sich verändernde geopolitische Lage und jüngste Entwicklungen haben Zweifel an der Nachhaltigkeit dieser Abhängigkeit geweckt. Besonders der Krieg in der Ukraine hat Schwachstellen in den militärischen Lieferketten offengelegt, weshalb europäische Regierungschefs nun eine stärkere, eigenständige Verteidigungsindustrie fordern.
Der Ruf nach einer unabhängigen europäischen Verteidigung
Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas und Verteidigungskommissar Andrius Kubilius drängen die Mitgliedstaaten dazu, ihre Abhängigkeit von US-amerikanischer Militärtechnologie zu verringern und stattdessen verstärkt auf europäische Rüstungssysteme zu setzen. Laut einem Bericht von Digi24 ist diese Forderung Teil eines Entwurfs für ein Weißbuch zur Zukunft der europäischen Verteidigung. Darin wird davor gewarnt, dass Washington den Zugang zu essenziellen militärischen Komponenten einschränken könnte.
Die Sorge über eine zu große Abhängigkeit von den USA hat sich nach jüngsten Entscheidungen im Zusammenhang mit der Ukraine weiter verstärkt. Die Biden-Regierung setzte Waffenlieferungen und den Austausch von Geheimdienstinformationen vorübergehend aus, nachdem es zu Meinungsverschiedenheiten über Friedensverhandlungen und ein Abkommen zu seltenen Erden gekommen war.
Dieser Schritt nährte die Befürchtung, dass die USA ihren NATO-Verbündeten künftig den Zugang zu zentralen militärischen Systemen beschränken könnten.
Stärkung der europäischen Rüstungsindustrie
Das Weißbuch schlägt vor, dass EU-Staaten europäische Rüstungsunternehmen gegenüber amerikanischen Zulieferern bevorzugen. Zudem soll die Produktion hochmoderner Militärtechnologie in Europa ausgebaut werden, um langfristige sicherheitspolitische Autonomie zu gewährleisten.
Besonders Hightech-Systeme wie die F-35-Kampfjets aus den USA, die bereits von Deutschland bestellt wurden, gelten als strategische Schwachstelle.
Die finale Version des Weißbuchs soll in der kommenden Woche fertiggestellt werden und als Grundlage für die Diskussionen beim nächsten Europäischen Rat dienen.
Angesichts der wachsenden Unsicherheit über die künftige US-Außenpolitik setzen sich führende EU-Politiker für eine unabhängigere Sicherheitsstrategie ein, um Europas langfristige Verteidigungsinteressen zu schützen.