Über Jahre war Baschar al-Assad das Gesicht eines Krieges, der Syrien verwüstete und Millionen Menschen zur Flucht zwang. Heute beschreiben internationale Medien einen Mann, dessen Einfluss auf ein Minimum geschrumpft ist. Sein neues Leben spielt sich weit weg von Damaskus ab – und fast vollständig im Stillen.
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Im Mittelpunkt der Recherchen steht Assads Hinwendung zu seiner ursprünglichen Ausbildung. Wie sowohl der Guardian als auch die Welt berichten, widmet sich der frühere Präsident in Moskau wieder der Augenheilkunde, dem Beruf, den er vor seiner politischen Karriere erlernte.
Ein Freund der Familie sagte den Medien: „Er lernt Russisch und frischt seine augenärztlichen Kenntnisse wieder auf.“ Die Tätigkeit sei nicht finanziell motiviert, sondern persönlicher Natur.
Schweigen als Bedingung
Gleichzeitig ist Assad öffentlich praktisch unsichtbar. Mehrere Medien berichten übereinstimmend, dass ihm politische und mediale Aktivitäten untersagt sind. Der russische Botschafter im Irak, Elbrus Kutraschew, bestätigte laut dem Guardian im November, Assad dürfe weder Interviews geben noch politisch auftreten.
Russland gewähre Schutz, fordere dafür jedoch völlige Zurückhaltung. Damit unterscheidet sich Assads Situation von vielen anderen Exilpolitikern, die zumindest begrenzt öffentlich auftreten können.
Abgeschottetes Exil
Nach Angaben des Guardian lebt die Familie Assad in wohlhabenden Gegenden Moskaus und hält sich zeitweise in den Vereinigten Arabischen Emiraten auf. Details zum genauen Wohnort bleiben vage, doch die Recherchen zeichnen das Bild eines komfortablen, aber isolierten Alltags.
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Politisch spiele Assad keine Rolle mehr. Quellen aus dem russischen Umfeld beschrieben ihn, wie der Guardian berichtet, als bedeutungslos für die Machtzirkel des Kremls. Kontakte zu früheren syrischen Verbündeten seien stark eingeschränkt.
Alltag ohne Macht
Auch für die Familie bedeutet das Exil einen tiefen Einschnitt. Die Kinder studieren und reisen, meiden jedoch Öffentlichkeit und Medien. Ein Bekannter sagte, sie müssten sich erst an ein Leben ohne Sonderstatus gewöhnen.
Der Wandel vom allgegenwärtigen Herrscher zur privaten Person markiert einen drastischen Bruch. Assads Geschichte steht damit exemplarisch für den Absturz eines Autokraten, dessen politisches Kapitel abgeschlossen scheint.
Quellen: The Guardian, Welt