Warum werden manche Menschen beim Kitzeln völlig verrückt, während andere es kaum merken?
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Man kann sich nicht selbst kitzeln. Affen lieben es. Manche lachen, bis sie weinen – andere werden wütend.
Trotzdem wissen wir immer noch fast nichts darüber, was Kitzeln eigentlich ist.
Es ist ein Rätsel, über das sich bereits Sokrates und Darwin den Kopf zerbrochen haben. Und nun – 2000 Jahre später – gibt es in den Niederlanden tatsächlich ein eigenes Kitzel-Labor, in dem Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler versuchen, die Antwort zu finden.
„Kitzeln ist mehr als nur Kinderlachen und Kichern“, erklärt die Neurowissenschaftlerin Dr. Konstantina Kilteni vom Donders-Institut in den Niederlanden gegenüber ScienceDaily. Sie möchte, dass wir Kitzeln ernst nehmen. Nicht als Scherz – sondern als wissenschaftliches Thema.
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Was geschieht eigentlich im Gehirn, wenn wir gekitzelt werden?
Es zeigt sich, dass Kitzeln ein höchst komplexes Zusammenspiel von Motorik, Emotionen, Entwicklung und Gehirnaktivität ist. Dr. Kilteni ist der Ansicht, dass ein tieferes Verständnis des Kitzelns Einblicke in zahlreiche Bereiche liefern kann – von der Gehirnentwicklung bei Kindern bis hin zur sozialen Bindung – und sogar in Bezug auf Autismus.
Kinder werden häufig gekitzelt – und das stärkt die Bindung zwischen Eltern und Kind. Doch wie nimmt das Gehirn des Kindes diesen Reiz wahr? Und was geschieht, wenn jemand mit Autismus gekitzelt wird und dies ganz anders erlebt als andere Menschen?
Man kann sich nicht selbst kitzeln. Weshalb nicht?
Dies liegt daran, dass das Gehirn „weiß“, dass man es selbst ist, und die Reaktion daher im Voraus unterbindet. Es handelt sich um eine Art Sicherheitsventil gegen selbst verursachtes Kichern. Faszinierenderweise gilt dies nicht nur für Menschen. Auch Affen und sogar Ratten haben gezeigt, dass sie auf Kitzeln reagieren.
Was jedoch genau im Gehirn dafür verantwortlich ist, ist bislang unbekannt.
Kitzeln ist nicht gleich Kitzeln
Eine große Herausforderung in der Forschung besteht tatsächlich darin, zu definieren, was Kitzeln überhaupt bedeutet. Es gibt einen erheblichen Unterschied zwischen einem sanften Federstrich und einem intensiven Kitzelangriff unter den Armen. Die erste Art – die leichte Berührung – wurde bereits recht gründlich erforscht. Die zweite? Fast gar nicht.
„Deshalb haben wir ein Kitzel-Labor eingerichtet“, sagt Dr. Kilteni.
Dort stecken die Probandinnen und Probanden ihre Füße durch eine Platte, bevor eine mechanische Stange sie an der Unterseite kitzelt – jedes Mal in exakt gleicher Weise. Gleichzeitig messen die Forschenden alles von Gehirnwellen und Puls bis hin zu Lachen und Schreien.
Was wäre, wenn Kitzeln uns helfen könnte, das Gehirn besser zu verstehen?
Dr. Kilteni hofft, dass systematische Experimente zum Kitzeln große Geheimnisse darüber lüften können, wie unser Gehirn funktioniert – und womöglich sogar dazu beitragen könnten, Entwicklungsstörungen und soziale Mechanismen besser zu verstehen.
Also, wenn Sie das nächste Mal jemand fragt, warum wir lachen, wenn wir gekitzelt werden – dann bedenken Sie bitte, dass die Antwort tatsächlich sehr viel mehr über uns verraten kann, als wir bisher angenommen haben.