Zahlen lügen nicht – besonders dann nicht, wenn Wissenschaftler über 350.000 Münzwürfe analysiert haben.
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Zahlen lügen nicht – besonders dann nicht, wenn Wissenschaftler über 350.000 Münzwürfe analysiert haben.
Münzwurf neu gedacht

Seit Jahrzehnten steht das Werfen einer Münze sinnbildlich für reinen Zufall – ein faires 50/50-Spiel zwischen Kopf und Zahl.
Doch Forschungsergebnisse stellen diese altbekannte Annahme infrage.
Ein genauer Blick auf die Ausgangsposition

Ein Forscherteam analysierte akribisch ganze 350.757 Münzwürfe, um zu überprüfen, ob der Zufall wirklich allein über das Ergebnis entscheidet.
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Ihre Erkenntnisse rütteln an einer der grundlegendsten Vorstellungen vom Zufallsprinzip.
Das Diaconis-Modell

Der amerikanische Mathematiker Persi Diaconis und sein Team entwickelten ein wegweisendes Modell, das zeigt: Auch beim Münzwurf gibt es subtile Verzerrungen.
Schon eine minimale Unregelmäßigkeit beim Wurf kann das Ergebnis beeinflussen.
Präzession begünstigt die Ausgangsseite

Diaconis erklärt, dass die Münze während des Flugs minimal länger mit der Seite nach oben bleibt, die anfangs oben lag.
Dieses Phänomen, bekannt als „Präzession“, führt dazu, dass die Münze mit höherer Wahrscheinlichkeit auf eben dieser Seite landet – ein Effekt, den Wissenschaftler inzwischen als „Same-Side Bias“ bezeichnen.
Die Zahlen sprechen für sich

In kontrollierten Experimenten zeigte sich: Etwa 51 % der Münzen landen auf der Seite, mit der sie gestartet sind.
Auch bei einem groß angelegten Versuch mit 48 Personen und Münzen aus 46 verschiedenen Ländern blieb das Muster stabil – die Ausgangsseite gewann mit 50,8 %.
Eine kleine Verzerrung mit großer Wirkung

Ein scheinbar unbedeutender Vorteil von 1,8 % mag gering wirken – doch bei 1.000 Würfen summiert sich das.
Wer jedes Mal die Ausgangsseite kennt, kann sich einen messbaren Vorteil verschaffen – besonders bei Spielen, Wetten oder wichtigen Entscheidungen.
So bleibt der Münzwurf fair

Um die Fairness zu wahren, empfehlen die Forscher eine einfache Maßnahme: Die Startseite der Münze sollte vor dem Wurf verborgen bleiben.
So wird der Vorgang tatsächlich zufälliger – und eignet sich besser zur Entscheidungsfindung oder Streitbeilegung.
Warum das relevant ist

Diese Erkenntnis erschüttert unser Grundvertrauen in scheinbar zufällige Vorgänge.
Sie erinnert uns daran, dass selbst einfache Systeme verborgene Mechanismen enthalten können – und dass echte Fairness oft mehr Sorgfalt erfordert, als man denkt.