Russland hat einen „Sprechenden Hut“ für Schülerinnen und Schüler entwickelt – und er ist genau so unheimlich, wie man es erwarten würde

Millionen, wenn nicht Milliarden, von Menschen auf der ganzen Welt haben darüber diskutiert, in welches Hogwarts-Haus sie vom Sprechenden Hut aus Harry Potter gewählt würden.

Leider ist Magie nicht real, also muss die Diskussion rein akademisch bleiben — es sei denn, man wendet sich der Wissenschaft zu.

Denn, man glaubt es kaum: Ein russisches Biotech-Unternehmen hat einen echten „Sprechenden Hut“ entwickelt — für Schülerinnen und Schüler, die unsicher sind, welchen Berufsweg sie wählen sollen.

Von Kühen über Tauben bis zu Teenagern

Das Unternehmen Neiry spezialisiert sich auf Neuro- und Biotechnologie und hat sogar „Biodrohnen“ entwickelt, indem es Tauben Gehirnimplantate eingesetzt hat, um sie zu steuern.

Zuvor hatte Neiry Gehirnimplantate bei Kühen eingesetzt, um die Milchproduktion zu steigern.

Der Sprechende Hut jedoch ist für Menschen entwickelt — genauer gesagt für Teenager.

Wie es funktioniert

Laut einer Pressemitteilung des Unternehmens, veröffentlicht im Oktober 2024, beginnen die Nutzerinnen und Nutzer des Dienstes „Brainy“, wie er genannt wird, damit, ein Gehirn-Computer-Interface auf dem Kopf zu tragen.

Das Interface, ein Stirnband mit Elektroden, liest anschließend die Gehirnaktivität der Person aus, um ein Elektroenzephalogramm (EEG) und ein Photoplethysmogramm (PPG) zu erstellen.

Nach Angaben von Neiry ist das Team dann in der Lage, die Daten zu nutzen, um die Veranlagung einer Schülerin oder eines Schülers für einen bestimmten Berufsweg zu bestimmen und zugleich den Zustand des Gehirns des Teenagers darzustellen.

Aber warum?

Laut einer Umfrage aus dem Jahr 2024 werden Russinnen und Russen bei der Berufswahl überwiegend von familiären Erwartungen und persönlichen Vorlieben geleitet.

Der Zweck von Brainy besteht darin, herauszufinden, worin eine Schülerin oder ein Schüler tatsächlich gut ist, und anschließend einen Berufsweg zu empfehlen, der zu den Fähigkeiten der Person passt.

„Mit Brainy können wir zum Beispiel sehen, dass ein Kind produktiv ist und sich in kreativen Bereichen engagiert, während IT Stress auslöst und es dem Teenager erschwert, die Konzentration aufrechtzuerhalten. In solchen Fällen wird der elterliche Druck, ein IT-Studium aufzunehmen, zu einem zusätzlichen Stressfaktor und kann sich negativ auf den beruflichen Erfolg und sogar auf familiäre Beziehungen auswirken“, erklärt Kristina Kudryavtseva, Leiterin des Brainy-Dienstes, in der Pressemitteilung.

Doch legen wir das Stirnband ab und setzen stattdessen unsere Denkmützen auf — denn angesichts der aktuellen gesellschaftlichen Lage in Russland könnte diese Technologie leicht für finstere Zwecke missbraucht werden.

Kannst du ein EEG lesen?

Wenn wir im Westen eine Ärztin, einen Arzt oder eine medizinische Fachkraft aufsuchen, vertrauen wir darauf, was diese Personen uns sagen. Wir verfügen nicht über ihr Fachwissen und gehen davon aus, dass sie Gutes tun wollen.

Aber was passiert, wenn ein Regime sich nicht um seine Bürgerinnen und Bürger kümmert und stattdessen expansionistische Ambitionen verfolgt — wie etwa Russland im Jahr 2025?

Berichte darüber, dass Russinnen und Russen unter Druck gesetzt, gezwungen und erpresst werden, um sie zum Armeedienst zu bewegen, sowie mehrere Berichte über Ausländerinnen und Ausländer, die in die russische Kriegsmaschinerie hineingelockt wurden, zeichnen ein düsteres Bild — und wer kann ausschließen, dass der Kreml diese Technologie nutzen könnte, um Teenager subtil in Richtung Militärdienst zu drängen?

Unabhängig davon, ob sie es überhaupt wollen oder geeignet wären.

Uns ist bewusst, dass all dies Spekulation ist — aber ist der Gedanke wirklich so abwegig?