Startseite Gesundheit Zuckersteuer: Deutschland zögert weiter

Zuckersteuer: Deutschland zögert weiter

Sugar cubes
Shutterstock

Hoher Zuckerkonsum gilt als Gesundheitsrisiko und als Kostenfaktor für das Gesundheitssystem. Dennoch kommt eine bundesweite Steuer in Deutschland nicht voran. Zwischen Studien, internationalen Vorbildern und politischem Widerstand zeigt sich, wie tief die Gräben verlaufen.

Gerade lesen andere

Zucker wird mit Krankheiten wie Adipositas, Diabetes Typ 2, Karies oder Herz-Kreislauf-Leiden in Verbindung gebracht. Eine von Greenpeace beauftragte Studie aus dem April beziffert die dadurch entstehenden Gesundheitskosten in Deutschland auf knapp zwölf Milliarden Euro pro Jahr, wie Die Zeit berichtet.

Berücksichtigt werden demnach Behandlungskosten, langfristige Therapien und Folgeerkrankungen, die das Gesundheitssystem belasten.

Der Ärzteverband Marburger Bund fordert vor diesem Hintergrund seit Längerem politische Maßnahmen. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass eine Verteuerung stark gezuckerter Produkte den Konsum senken und damit gesundheitliche Risiken mindern könnte.

Politische Blockade

Trotz dieser Zahlen zeigt sich die Bundesregierung zurückhaltend. Bundeslandwirtschaftsminister Alois Rainer erklärte gegenüber der Rheinischen Post, er lehne neue Steuern oder Verbote ab, wie die Tagesschau berichtet.

Stattdessen setze man auf freiwillige Vereinbarungen mit der Lebensmittelindustrie zur Reduktion von Zucker, Fett und Salz. Zudem verwies Rainer darauf, dass Übergewicht bei Kindern viele Ursachen habe, darunter Bewegungsmangel und Medienkonsum.

Lesen Sie auch

Auch aus dem Bundesfinanzministerium kommt kein Rückenwind. Eine Sprecherin erklärte, eine Zuckersteuer sei derzeit politisch nicht vorgesehen und finde sich nicht im Koalitionsvertrag.

Länder erhöhen Druck

Einen neuen Impuls setzt Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). Er kündigte an, im ersten Quartal 2026 eine Initiative über den Bundesrat einzubringen und das Thema auf dem CDU-Bundesparteitag im Februar zu platzieren, wie Die Zeit unter Verweis auf Die Welt berichtet.

„Eine Zuckersteuer ist politisch und ökonomisch längst geboten, weil zu starker Zuckerkonsum erhebliche gesundheitliche Probleme und damit auch enorme gesellschaftliche Kosten verursacht“, sagte Günther in einem Interview mit der Zeitung Die Welt. Er betonte zugleich, freiwillige Lösungen hätten bislang nicht ausgereicht.

Erfahrungen im Ausland

International ist Deutschland kein Sonderfall in der Debatte, wohl aber in der Umsetzung. Wie die Augsburger Allgemeine unter Verweis auf Obesity Evidence Hub berichtet, gibt es bereits in 54 Ländern eine Zuckersteuer, darunter Großbritannien und Mexiko.

In Großbritannien zahlen Softdrink-Hersteller je nach Zuckergehalt Abgaben. Nach Angaben von Foodwatch führte dies dazu, dass viele Hersteller ihre Rezepturen anpassten und den Zuckeranteil senkten, wie die Tagesschau berichtet.

Lesen Sie auch

Nach Angaben der Augsburger Allgemeinen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation Regierungen, die Preise für zuckerhaltige Getränke um mindestens 20 Prozent zu erhöhen.

Kritiker in Deutschland verweisen jedoch auf rechtliche Fragen, soziale Auswirkungen und die Sorge vor neuen Belastungen für Verbraucher.

Quellen: Augsburger Allgemeine, Die Zeit, Tagesschau