Elsbeth Stern, Professorin für Lehr- und Lernforschung an der ETH Zürich, erforscht seit mehr als 30 Jahren, was Intelligenz ausmacht.
In einem Interview im Podcast "Die Boss" des Stern kritisiert sie die weit verbreitete Annahme, dass die Hälfte aller Schüler aufs Gymnasium gehen sollte.
Sie bezeichnet dies als Perversion, da die Intelligenz in der Bevölkerung normal verteilt sei und somit nicht jeder Schüler für das Gymnasium geeignet sei.
Stern erläutert, dass fast 70 Prozent der Menschen eine durchschnittliche Intelligenz aufweisen, während 15 Prozent über und 15 Prozent unter dem Durchschnitt liegen.
Unterschiede zwischen den Geschlechtern sind vor allem an den Extremen zu beobachten: In den unteren und oberen Bereichen der Intelligenzverteilung gibt es mehr Männer als Frauen. Stern betont jedoch, dass es auch unter den Hochbegabten Frauen gibt.
Die Forscherin äußert sich auch kritisch zur sozialen und emotionalen Intelligenz, da die Messinstrumente in diesem Bereich nicht die gleiche Qualität wie die kognitiven Intelligenztests haben.
Ihrer Meinung nach sollten diese Aspekte nicht gleichwertig mit der kognitiven Intelligenz betrachtet werden, da sie nicht mit denselben statistischen Methoden erfasst werden können.
Stern spricht zudem über die Rolle von Lehrern und Eltern im Bildungsprozess.
Sie warnt davor, dass Eltern oft den Wunsch haben, ihre Kinder als überdurchschnittlich intelligent zu betrachten und ihnen eine gymnasiale Ausbildung ermöglichen zu wollen, was jedoch nicht immer im besten Interesse der Kinder sei.