Startseite Gesundheit Winterspeck: Mehr als nur zu viele Kekse

Winterspeck: Mehr als nur zu viele Kekse

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Lee Charlie / Shutterstock

Wenn es früh dunkel wird und die Temperaturen sinken, verändert sich der Alltag spürbar. Bewegung fällt oft geringer aus, Mahlzeiten werden reichhaltiger, der Körper scheint anders zu reagieren. Forschende untersuchen seit Längerem, warum sich diese Monate besonders häufig auf das Gewicht auswirken.

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Viele Menschen nehmen im Winter zu, selbst ohne deutliche Veränderungen beim Essen. ORF Wissen berichtet, dass dieses Muster regelmäßig beobachtet wird, auch abseits der Feiertage. Neben weniger Aktivität könnten auch biologische Anpassungen eine Rolle spielen.

Lichtverhältnisse, Tageslänge und Ernährung greifen ineinander. Der menschliche Stoffwechsel reagiert sensibel auf solche Faktoren, auch wenn moderne Lebensweisen natürliche Rhythmen überlagern.

Ein Blick ins Labor

Einen möglichen Erklärungsansatz liefert eine Studie aus den USA. Forschende der University of California, San Francisco untersuchten Mäuse, die dauerhaft sehr fettreich ernährt wurden. Ihre Ergebnisse erschienen in „Science Translational Medicine“, wie ORF Wissen berichtet.

Die Tiere passten sich laut Studie schlechter an die längeren Nächte im Winter an. Sie wurden später aktiv und bewegten sich insgesamt weniger. Das führte zu einem geringeren Energieverbrauch. Die Autor:innen betonen jedoch, dass solche Befunde aus Tiermodellen nicht direkt auf Menschen übertragbar sind.

Innere Uhr und Fett

Im Zentrum der Untersuchung steht das Protein PERIOD2 (PER2). Es ist Teil der inneren Uhr im Gehirn und beeinflusst laut den Forschenden, wie der Körper Fett speichert oder verbrennt.

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Je nach Art der aufgenommenen Fettsäuren reagiert dieses System unterschiedlich. Die Studie ordnet diesen Mechanismus in einen saisonalen Kontext ein, der sich aus Veränderungen in der pflanzlichen Nahrung ergibt.

Externe Einordnung

Der Wiener Molekularbiologe Felix Sternberg, der nicht an der Studie beteiligt war, sagte gegenüber ORF Wissen, die Ergebnisse seien „wirklich spannend“. Gleichzeitig verwies er darauf, dass Menschen heute kaum noch streng saisonal leben.

Künstliches Licht und jederzeit verfügbare Lebensmittel schwächen solche Effekte deutlich ab. Dennoch unterstreiche die Arbeit, dass ungesättigte Fettsäuren gesundheitlich günstiger seien als gesättigte.

Kälte als Gegenimpuls

Einen anderen Aspekt hebt der WDR hervor: braunes Fettgewebe. Dieses verbrennt bei Kälte aktiv Kalorien, um Wärme zu erzeugen. Zellbiologin Dagmar Wachten erklärt, dass regelmäßige Kältereize diese Funktion anregen können.

Kaltes Duschen oder niedrigere Raumtemperaturen reichen laut WDR bereits aus. Entscheidend bleibe aber die Gesamtbilanz: Wer dauerhaft mehr Energie aufnimmt, als er verbraucht, nimmt zu – unabhängig von innerer Uhr oder Fettart.

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Was sich ableiten lässt

Die Forschung liefert Hinweise, aber keine einfachen Antworten. Alltagseinflüsse wie Ernährung und Bewegung sind gut belegt, biologische Signale aus Studien bleiben bislang hypothetisch.

Klar ist vor allem: Der Winter fordert den Stoffwechsel heraus, und bewusste Entscheidungen können helfen, das Gleichgewicht zu halten.

Quellen: ORF, Science Translational Medicine, WDR