Auf russischen Social-Media-Kanälen wächst der Zorn über die Einheit 31831.
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Auf russischen Social-Media-Kanälen wächst der Zorn über die Einheit 31831.
Folter, Korruption und Himmelfahrtskommandos bei Einheit 31831

Neue Berichte von der Ostfront in der Ukraine werfen ein grelles Licht auf Missstände innerhalb der russischen Armee.
Einheit 31831, ein Teil des 54. motorisierten Infanterieregiments, steht unter Verdacht, systematisch eigene Soldaten zu misshandeln – durch Folter, Erpressung und das Zwingen zu nahezu tödlichen Einsätzen.
Immer mehr Angehörige appellieren direkt an Wladimir Putin, während sich Empörung in sozialen Netzwerken und Gesellschaft ausbreitet.
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Kommandeur unter Folterverdacht

Im Zentrum des Skandals steht Major Oganes Petrosjan, der die Einheit befehligt.
Laut mehreren Quellen wurden Soldaten unter seinem Kommando brutal geschlagen, an Pfähle gebunden, in Käfige gesperrt und unter unmenschlichen Bedingungen gehalten.
Die Gewalt diene nicht nur als Bestrafung, sondern auch als Mittel zur Erpressung von Bestechungsgeldern.
Schlafentzug und öffentliche Demütigung

Soldaten, die wegen kleiner Vergehen wie Alkoholkonsum auffielen, mussten angeblich gefesselt im Freien übernachten.
Andere wurden gezielt von Nahrung, medizinischer Versorgung oder einem Dach über dem Kopf ausgeschlossen.
Berichte zeichnen das Bild einer Einheit, in der Angst, Willkür und völliger Mangel an Rechtsstaatlichkeit herrschen.
50.000 Rubel für das Überleben

Mehrere Quellen berichten, dass Soldaten etwa 50.000 Rubel (etwa 475 Pfund) zahlen müssten, um Himmelfahrtskommandos zu entgehen – Einsätze mit kaum Überlebenschancen.
Wer nicht zahlen kann oder will, wird dennoch geschickt. Intern nennt man das „auf Null setzen“.
„Das sind Sadisten – keine Offiziere“

In russischen Netzwerken eskaliert die Empörung. Petrosjan und seine Mitstreiter werden als „Feiglinge“ und „Verräter“ beschimpft. Ein Nutzer schreibt: „So etwas passiert nicht mal im Gefängnis.“
Viele betrachten die Führung der Einheit mittlerweile als innere Feinde – nicht als Verteidiger Russlands.
Familien wenden sich direkt an den Kreml

Aus Sorge um ihre Angehörigen bitten Familien betroffener Soldaten den Präsidenten persönlich um Hilfe.
In einem offenen Brief heißt es:
„Wir sehen uns gezwungen, Sie als Garanten der Rechte von Soldaten und ihren Familien anzusprechen.“
Zudem werfen sie dem Militär vor, verschwundene Soldaten gezielt zu verschweigen.
„Mein Sohn ist verschwunden“

Einige Angehörige suchen online verzweifelt nach Lebenszeichen.
Ein Hilferuf lautet:
„Mein Sohn wird vermisst. Er gehört zur Einheit 31831, 54. Regiment. Vertrag unterschrieben in Persianowka. Seit dem 25. Februar im Einsatzgebiet. Er gilt als vermisst. Wer etwas weiß – bitte melden. Rufname: Hottabichi.“
Propaganda malt weiterhin ein Heldengemälde

Trotz der Berichte hält der russische Staat an einer idealisierten Darstellung der Armee fest.
In Wolgograd posierten Schulkinder in Uniform für eine Spendenaktion zugunsten der Einheit 31831. Die Einheit veröffentlichte anschließend einen Dankesbrief für die „Unterstützung und Fürsorge“.
Korruption untergräbt den Krieg

Laut dem Center for European Policy Analysis ist die russische Armee bis zu zwölfmal korrupter als der europäische Durchschnitt.
Bestechung, Diebstahl und Veruntreuung seien weit verbreitet – und untergrüben laut Experten massiv die Einsatzfähigkeit der Truppe.
Zwischen 50.000 und 100.000 russische Soldaten sollen seit Kriegsbeginn gefallen oder verschwunden sein.