Ein Preis ohne Geld brachte eine alte Frage zurück auf die Tagesordnung. Während Athletinnen über Wertschätzung sprechen, laufen hinter den Kulissen Planungen für neue Strukturen. Beides zusammen zeigt, wie komplex der Weg zu einer eigenen Frauen-Tournee ist.
Gerade lesen andere
Die jüngste Debatte nahm ihren Anfang mit einem symbolischen Moment. Wie die Süddeutsche Zeitung (SZ) berichtet, erhielt Selina Freitag am Silvester 2024 für einen Qualifikationssieg kein Preisgeld, sondern Pflegeprodukte.
„Ich möchte ja gar nicht groß darüber meckern, aber da sieht man die Unterschiede“, sagte Freitag damals im ARD-Interview, wie die SZ berichtet. Die Reaktion darauf reichte weit über das Skispringen hinaus.
Gleiche Bezahlung ist im Frauensport weiterhin die Ausnahme. Zwar gibt es Disziplinen wie Biathlon oder einzelne Turniere im Tennis mit paritätischen Prämien, doch insgesamt bestimmen Reichweite und Vermarktung noch immer die Höhe der Preisgelder. Auch im Skispringen.
Schrittweise Annäherung
Die SZ berichtet, dass das Weltcup-Preisgeld für Skispringerinnen zuletzt angehoben wurde, der Abstand zu den Männern aber groß bleibt. Katharina Schmid brachte das Problem auf den Punkt: „Ich glaube, die größte Lücke, die wir noch haben, ist das Preisgeld.“
Gleichzeitig gibt es kleinere Fortschritte. Bei der diesjährigen Two-Nights-Tour erhalten die Siegerinnen erstmals Geld statt Sachpreise. Laut dem Deutschen Skiverband sind es etwas mehr als 3.000 Euro für einen Qualifikationssieg, wie Sky Sport Austria berichtet.
Lesen Sie auch
Auch organisatorisch wurde reagiert. Der Zeitplan wurde angepasst, nachdem im Vorjahr viele Zuschauer frühzeitig abgewandert waren.
Bauen für die Zukunft
Unabhängig von der Geldfrage laufen Vorbereitungen für eine Frauen-Vierschanzentournee. Sky Sport Austria berichtet unter Berufung auf APA, dass die Finanzierung der Flutlichtanlage am Innsbrucker Bergisel nun steht.
„Wir haben jetzt die schriftlichen Zusagen vom Bund, Land Tirol und der Stadt Innsbruck“, sagte ÖSV-Sportdirektor Mario Stecher. Offen sei nur noch eine naturschutzrechtliche Bewilligung.
Der geplante Bau verweist auf ein strukturelles Problem: Ohne moderne Infrastruktur lassen sich weder Weltcup-Termine noch langfristige Nachwuchsarbeit absichern. Genau dort sieht der ÖSV einen kritischen Hebel für die Entwicklung des Frauensports.
Offene Fragen
Der Weltverband FIS prüft derzeit, wie Frauen-Bewerbe in den Kalender integriert werden können, etwa an den Quali-Tagen der Männer.
Lesen Sie auch
ÖSV-Cheftrainer Thomas Diethart blickt sportlich voraus: „Wenn die Athletinnen ihre Hausaufgaben machen und locker bleiben, dann werden wir hoffentlich gut hineinstarten.“
Der aktuelle Stand zeigt: Gleichstellung im Skispringen entscheidet sich nicht an einem Preis oder einem Bauprojekt allein, sondern am Zusammenspiel aus Anerkennung, Planung und Geduld.
Quellen: APA, Sky Sport Austria, Süddeutsche Zeitung