In Finnland bündeln sich zu Weihnachten viele kulinarische Gewohnheiten zu festen Ritualen. Ein Produkt sticht dabei besonders hervor. Es steht für Vertrautheit, Maß und einen Geschmack, der das Fest begleitet, ohne sich in den Vordergrund zu drängen.
Gerade lesen andere
Blauschimmelkäse ist für viele Finninnen und Finnen ein selbstverständlicher Bestandteil der Feiertage. Er taucht auf Käseplatten auf, wird mit Süßem kombiniert oder einfach zwischendurch genossen.
Nach Angaben des finnischen Rundfunksenders Yle steigt der Absatz von Blauschimmelkäse im Dezember auf mehr als das Doppelte des üblichen Niveaus.
Auffällig ist dabei weniger die Menge als die Art des Geschmacks. Finnischer Blauschimmel ist mild, cremig und zurückhaltend. Diese Charakteristik passt zu einer Esskultur, die Extreme meidet und Ausgewogenheit schätzt.
Konsum statt Kulinarik
Nach Einschätzungen, über die Yle berichtet, entfällt ein erheblicher Teil des jährlichen Blauschimmelkäse-Verbrauchs auf die Weihnachtswochen. Haushalte und Gastronomie tragen gemeinsam dazu bei, dass sich die Nachfrage stark verdichtet.
Yle ordnet finnischen Blauschimmelkäse im Vergleich zu Sorten wie Roquefort oder Stilton als deutlich milder ein. Daraus ergibt sich ein Markt, der stärker auf vertraute Geschmacksprofile setzt.
Lesen Sie auch
Dass Blauschimmelkäse mehr ist als ein Weihnachtsprodukt, zeigt sich auch im Alltag. Wie Yle berichtet, ist der Blauschimmelkäse zugleich der beliebteste Pizzabelag des Landes. Der milde Geschmack hat den Käse vom Festtisch bis in die Alltagsküche getragen.
Industrie im Hintergrund
Diese Vorliebe bleibt nicht ohne Folgen für die Lebensmittelindustrie. Hersteller passen ihre Abläufe dem saisonalen Bedarf an und richten Produktionszyklen an den Feiertagen aus. Yle beschreibt, wie Betriebe ihre Kapazitäten vorübergehend ausweiten, um den weihnachtlichen Ansturm abzufedern.
Das Beispiel zeigt, wie stark kulturelle Rituale industrielle Prozesse steuern können. Ein einzelnes Fest beeinflusst Planung, Personalbedarf und Logistik über Monate hinweg.
Kleine Stimmen
Neben großen Herstellern existieren kleinere Käsereien, die vor allem Restaurants beliefern. Einer von ihnen ist Matti Kärkkäinen von der Käserei Peltolan Juustola. Er sieht den nationalen Geschmack klar umrissen und sagt: „Wir sind in vielem ein Volk des Mittelmaßes, so auch beim Blauschimmelkäse“.
Für ihn hat die Dominanz milder Blauschimmelsorten den Markt eher geöffnet als verengt. Sie habe Akzeptanz geschaffen und neue Konsumenten hervorgebracht.
Lesen Sie auch
Ruhe nach dem Fest
Nach den Feiertagen kehrt wieder Normalität ein. Die Nachfrage sinkt, der Produktionsdruck lässt nach, Beschäftigte gehen in den Urlaub.
Produktionsleiterin Anni Alakotila sagt Yle, sie genieße Blauschimmelkäse zu Weihnachten klassisch mit Pfefferkuchen.
Kärkkäinen empfiehlt süße Begleiter wie Marmelade, Schokolade oder Lakritz sowie Weißwein. Für ihn gilt: „Ein süßer Dessertweißwein und Blauschimmelkäse verschmelzen im Mund zu einer Kombination ohnegleichen.“
Quelle: Yle