Die Sorge um die Zukunft treibt Tausende dazu, nach Trumps Rückkehr nach Europa auszuwandern.
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Jennifer Olivera steht zwischen Umzugskartons in ihrem Haus, zwei Stunden von New York City entfernt.
Im Herbst verlässt sie die USA, um in Spanien ein neues Leben zu beginnen – ohne eine Rückkehr einzuplanen.
„Ich liebe mein Land, aber mit Trump als Präsident fühle ich mich nicht mehr sicher“, sagt sie.
Jennifer, 37 Jahre alt, blättert in einem alten Fotoalbum. Darin sind Bilder von Freunden und Verwandten, mit denen sie den Kontakt verloren hat – aufgrund politischer Differenzen. Sie hat die Grenzen der USA noch nie verlassen, aber nach der Wahl im November 2024 hat sich alles verändert.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich die USA verlassen würde. Aber nach der Wahl fühlte ich, dass es keine Option mehr war, hierzubleiben“, sagt sie und hält einen Reiseführer über Spanien in der Hand, wie TV2 Danmark berichtet.
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Ihre Entscheidung ist nicht nur vom Wunsch, wegzugehen, geprägt – es geht darum, dass sie nicht mehr das Gefühl hat, bleiben zu können.
Tausende suchen ein neues Leben in Europa
Jennifer ist nicht allein. Nach dem Wahlsieg von Donald Trump haben so viele Amerikaner wie nie zuvor Aufenthaltsgenehmigungen in europäischen Ländern beantragt. In Großbritannien, Irland und Frankreich ist ein deutlicher Anstieg zu verzeichnen.
Allein zwischen Januar und März 2025 stellten 1.931 Amerikaner Anträge auf britische Staatsbürgerschaft – die höchste Zahl, die jemals innerhalb eines Quartals gemessen wurde. Bereits Ende 2024, als Trump wieder an die Macht kam, stieg die Zahl der Anträge um 40 % im Vergleich zum Vorjahr.
Auch in Irland ist der Wandel spürbar: Die Anträge auf irische Pässe haben den höchsten Stand seit zehn Jahren erreicht, und in Frankreich ist die Zahl der Visaanträge von Amerikanern in den ersten drei Monaten des Jahres um über 20 % gestiegen.
Anderen helfen, zu gehen – selbst den Schritt gewagt
Jennifer erhält Unterstützung von Cepee Tabibian, Gründerin von She Hit Refresh – einem Unternehmen, das Frauen hilft, die USA zu verlassen und in Europa neu anzufangen. Cepee ist selbst vor einigen Jahren von Texas nach Spanien gezogen. Jetzt hilft sie anderen, denselben Weg zu gehen.
Seit der Wahl ist ihr Unternehmen regelrecht explodiert.
„Ich hatte noch nie so viele Anfragen und Anmeldungen für meine Kurse wie jetzt“, sagt sie.
Angst vor der Zukunft treibt den Umzug voran
Cepee, die selbst einen Migrationshintergrund hat, nimmt wahr, dass viele Frauen das Gefühl teilen, ihre Rechte – wie das Recht auf Abtreibung und Meinungsfreiheit – seien bedroht.
„Es gibt eine neue Angst in den USA. Die Macht konzentriert sich in den Händen des Präsidenten auf eine Weise, die gefährlich erscheint“, sagt sie.
Doch die USA zu verlassen, ist kein einfacher Schritt. Es erfordert Planung, Visa, Arbeit, finanzielle Mittel – und manchmal den Umzug ganzer Familien. Trotzdem bemerkt Cepee eine wachsende Verzweiflung.
„Viele wollen nicht jahrelang warten. Sie sagen ganz klar: ‚Ich gehe 2025, koste es, was es wolle.‘“
Unternehmen bestätigen den Trend: Das Interesse ist explodiert
Mehrere Unternehmen, die Amerikanern bei der Emigration helfen, berichten dasselbe: Der Andrang ist nach der Wahl stark gestiegen.
Bei IAS – The Immigration Advisory Service – ist die Zahl der Anfragen von US-Bürgern stark angestiegen, insbesondere bei Visa für Großbritannien, Irland, Kanada und Spanien. Diese Länder sind besonders beliebt, da viele Amerikaner dort familiäre Wurzeln haben.
„Es geht nicht mehr nur um Karriere oder Abenteuer. Es ist Angst“, sagt Dina Modi, Verantwortliche bei IAS.
Besonders Frauen und Angehörige von Minderheitengruppen sind unter den Motiviertesten, Trumps USA hinter sich zu lassen – und in Europa neu anzufangen.