Indem sie tief bis nach Sibirien vordringen, hat die neueste Drohnenkampagne der Ukraine nicht nur russische Bomber beschädigt, sondern auch den Mythos von Moskaus Unverwundbarkeit durchbrochen.
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Nach monatelangem Ertragen tödlicher Luftangriffe hat die Ukraine mit einem kühnen und weitreichenden Drohnenangriff den Spieß umgedreht, der das Herzstück von Russlands militärischer Luftmacht traf.
Laut CNN behauptete Kiew, dass der Angriff 41 Langstreckenbomber in Brand setzte und 34 % von Russlands strategischer Marschflugkörperflotte beschädigte.
Berichten zufolge richtete sich der Drohnenangriff gegen Luftwaffenstützpunkte Tausende Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt – darunter eine Basis in Belaja, Irkutsk, fast auf halbem Weg durch Sibirien. Wenn die Zahlen der Ukraine zutreffen, haben gerade einmal 117 kostengünstige Drohnen Schäden in Höhe von geschätzten 7 Milliarden US-Dollar verursacht.
Russlands Illusion der Unverwundbarkeit beginnt zu bröckeln
Russlands riesige geografische Ausdehnung und militärische Tiefe galten lange als seine Kernstärken – als Vermögenswerte, die Moskau helfen, sowohl menschliche als auch materielle Verluste zu ertragen.
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Doch die präzisen Schläge der Ukraine durchbrechen diese Illusion zunehmend.
Von der Auflösung der russischen Linien im Norden der Ukraine im Jahr 2022 nach Angriffen auf Nachschubrouten, über den Angriff 2023 auf die strategische Krim-Brücke bei Kertsch, bis hin zu der wagemutigen Invasion im vergangenen Jahr in Russlands Region Kursk – die Ukraine hat wiederholt ihre Fähigkeit gezeigt, über die Erwartungen hinaus zuzuschlagen.
Auch dieser letzte Angriff folgt dem gleichen Muster: Schlage dort zu, wo sich der Feind am sichersten fühlt, und zeige, dass selbst Sibirien in Reichweite ist.
Drohnenkrieg entwickelt sich weiter
Der Einsatz von Drohnen durch die Ukraine hat sich von Improvisation zu Innovation entwickelt. Was 2023 als begrenzte Fähigkeit begann, ist inzwischen zu einem vollwertigen strategischen Werkzeug geworden.
Marine-Drohnen haben bereits Teile von Russlands wertvoller Schwarzmeerflotte beschädigt, und nun dringen Luftdrohnen tiefer in russisches Territorium vor als je zuvor.
Gleichzeitig haben sich die ukrainischen Verteidigungsmaßnahmen verbessert.
Am Wochenende meldete Kiew, dass es 382 von 472 von Russland eingesetzten iranischen Shahed-Drohnen erfolgreich abgefangen oder gestört habe – die bislang intensivste Drohnenwelle des Krieges.
Dieses Maß an Erfolg deutet auf Fortschritte in der elektronischen Kriegsführung und Raketenabwehr hin, was in einer Zeit, in der westliche Militärhilfe, insbesondere die US-Luftverteidigungsunterstützung, gefährdet ist, einen Hoffnungsschimmer bietet.
Militärische Auswirkungen und psychologischer Schock
Es ist noch zu früh, um die praktischen Auswirkungen des Drohnenangriffs auf Russlands operative Luftstreitkräfte vollständig einzuschätzen – Schätzungen zufolge hatte Moskau nur noch etwa 20 Tu-95 und 60 Tu-22M3 –, doch der symbolische Schaden ist unbestreitbar.
Diese Bomber stehen im Zentrum von Russlands Kampagne nächtlicher Angriffe auf ukrainische Städte. Sie zu treffen, bedeutet nicht nur, Russlands Fähigkeit zur Luftmachtprojektion zu schwächen, sondern auch, das Bild einer unerschütterlichen Kriegsmaschinerie zu untergraben.
„Sogar Luftwaffenstützpunkte tief in Sibirien sind nicht sicher“, stellte die Analyse von CNN fest und betonte, dass die psychologische Wirkung den physischen Verlust übertreffen könnte.
Der Zeitpunkt ist bedeutsam.
Die Drohnenangriffe erfolgten just zu dem Zeitpunkt, als die Ukraine und Russland ihre zweite Verhandlungsrunde in der Türkei begannen und die Unterstützung der USA schwankte. Indem die Ukraine zeigt, dass sie nach wie vor den Willen – und die Mittel – hat, hart zuzuschlagen, könnte sie versuchen, eine Botschaft zu senden: Selbst ohne Parität bei schweren Waffen kann sie die Dynamik des Krieges verschieben.